In Australien hat Premierminister Anthony Albanese von der sozialdemokratischen Labor-Party die Wiederwahl geschafft. Seit dem September 2023 lag sein rechtspopulistischer Herausforderer Peter Dutton in den Umfragen klar vor Albanese. Dann kam Trump.
Albaneses Leistungsausweis als Premierminister ist nicht überwältigend. Er wird für die Wohnungsnot, das marode Gesundheitswesen und die stets steigenden Lebenshaltungskosten verantwortlich gemacht. In solchen Fällen ist ein Regierungswechsel üblich.
Der populistische Herausforderer Peter Dutton hatte es lange Zeit einfach. In trumpscher Manier polterte er gegen die Regierung, gegen den sozialdemokratischen Regierungschef, gegen alles Linke. Mit vielen Fake News diskreditierte er Albanese. Duttons Vorbild war eindeutig der amerikanische Präsident und seine MAGA-Polemik. Was Trump kann, kann ich auch, sagte er sich.
In seinen Wahlreden geisselte er die Intellektuellen, die «Woken», die Studenten und Professoren. Natürlich war er gegen die Immigration; manches, was er von sich gab, klang eindeutig rassistisch. Er wollte den Staatsapparat von «Zehntausenden unnötiger Beamten» säubern. Wie Trump wollte er den Gazastreifen in ein Touristenparadies verwandeln: eine Riviera am Mittelmeer. Weg mit den Palästinensern!
Lange Zeit verfingen solch populistische Versprechungen. Zu Jahresbeginn verfügte Dutton über eine Zustimmungsrate von über 40 Prozent – ganze 10 Prozent mehr als Premierminister Albanese. Das Rennen schien gelaufen.
Doch dann kam Trump und schnell ging es bergab, nicht nur mit Trump, sondern auch mit Peter Dutton. Die irre Politik des amerikanischen Präsidenten zahlte sich aus – für den Labor-Regierungschef.
Seit Ende Februar liegt Labor in den meisten Umfragen vor der konservativen sogenannt «Liberal-nationalen Koalition», deren Chef Dutton ist. Nachdem Trump dann auch gegen Australien, einen der wichtigsten Verbündeten der USA, hohe Einfuhrzölle beschlossen hatte, triumphierte die Linke.
Australien hat gezeigt: Wer sich mit Trump ins Bett legt, könnte böse erwachen.
Dutton, ein Wendehals, sah plötzlich ein, dass es gefährlich ist, auf Trumps Welle zu surfen. Schnell distanzierte er sich vom amerikanischen Präsidenten. Doch es war zu spät.
Dutton wurde als «zweiter Trump» bezeichnet. Doch jetzt muss er einsehen, dass Trump es war, der seine Nichtwahl zu verantworten hat. Trump stürzte den australischen Trump.
Der amerikanische Präsident findet sich plötzlich in einer Rolle, die ihm wohl kaum behagt: Er ist ein Wahlhelfer für die Linke.
Vielleicht könnten die australischen Wahlen eine Warnung für westliche Politiker und Politikerinnen sein. Es ist gefährlich, Trump zu unterstützen. Wer gewählt oder wiedergewählt werden will, tut gut daran, sich vom Polterer im Weissen Haus zu distanzieren.
Australien hat gezeigt: Wer sich mit Trump ins Bett legt, könnte böse erwachen.