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Kommentar 21

Schiffbruch der Piraten

2. Oktober 2014
Christoph Kuhn
Die Fähigkeit, Unzufriedenheit zu bündeln, reicht nicht aus für die Formierung einer permanenten politischen Kraft.

Vor zwei Jahren, als sich Deutschlands Piraten-Partei im Aufwind befand, in die Parlamente einiger Länder eindrang und sich Hoffnungen auf Sitze im Bundestag machen durfte, da meinte eine ihrer prominenten Figuren, Christopher Lauer: «Wir haben es geschafft, eine gemeinsam empfundene politische Unzufriedenheit zu bündeln und uns dafür wählen zu lassen.» Programm hatten die Piraten keines, aber im Bündeln diffuser Unzufriedenheit im Volk waren die Amateur- oder Laptop-Politiker, die nichts so sehr hassten wie den etablierten Politbetrieb, Virtuosen. Totale Transparenz, totale Freiheit im Netz, uneingeschränkte Basisdemokratie – dafür standen sie ein.

Die Piraterie gedieh eine Zeitlang und trug doch von Anfang an den Keim der Selbstzerstörung in sich. Die Gefechte, die unter den Bannern von Transparenz und Freiheit im Internet ausgefochten wurden, waren immer öfter von Häme, Ressentiments, ja blankem Hass geprägt. Der elementare Widerspruch, dass man im politischen Spiel mitmachen, aber partout kein «Politiker» sein wollte, erwies sich in der Realität als unlebbar.

Christopher Lauer ist jetzt, wie manch anderer seiner bekannt gewordenen Kolleginnen und Kollegen, aus der Piraten-Partei ausgetreten, und die Partei serbelt. Das Bündeln der politischen Unzufriedenheit im Volk, das schaffen heute andere. Die weit rechts stehende europaskeptische AfD (Alternative für Deutschland) feiert gegenwärtig Triumphe. Probleme, mit denen die Piraten von Anfang an zu kämpfen hatten, wird es bei der AfD nicht geben: dass es ihr an knalliger Programmatik, strenger Struktur, Zielgerichtetheit mangeln würde, kann auch ihr ärgster Feind nicht behaupten.

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