Direkt zum Inhalt

Hauptnavigation

  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Foto

Sabine Weiss, Fotografin als Berufung

11. Januar 2022
Monica Boirar
Monica Boirar
Sabine Weiss
Sabine Weiss am 17. Juni 2016 im Château de Tours (Foto: Jacques Maugars, License Creative Commons, Wikimedia)

1946 verliess die junge Fotografin Sabine Weber die Schweiz in Richtung Paris, ein hervorragendes Lehrabschlusszeugnis in der Tasche. Sie wusste, dass es ein Abschied von ihrer Heimat für immer sein sollte. In ihrer neuen Wahlheimat fand sie den Mann ihres Lebens, den Künstler Hugh Weiss. Nun ist die grossartige Fotografin in der Stadt ihrer Liebe im Alter von 97 Jahren gestorben.

Als die letzte Vertreterin der humanistischen Fotografie wird Sabine Weiss eingestuft, doch sie selbst war mit dieser Klassifizierung nicht zufrieden. Ihre Ausbildung zur Fotografin hatte die im Walliser Saint-Gingolph geborene Schweizerin im Studio des renommierten Fotografen Paul Boissonnas in Genf absolviert und ebenda das Fotohandwerk von Grund auf erlernt.

So war sie, im Unterschied zu vielen männlichen Fotoreportern, die auf autodidaktischem Weg zur Fotografie gekommen waren, in der Lage, tadellose Sachaufnahmen zu erstellen, Werbe- und Modefotografien anzufertigen, mit Kunstlicht und Fachkameras umzugehen sowie die Arbeit im Schwarzweisslabor auszuführen: eine unglaublich vielseitige Fotografin, die in zahlreichen fotografischen Gebieten reüssierte.

Sabine Weiss
Selbstporträt von Sabine Weiss, veröffentlicht in «U.S. Camera» im November 1953

Die Kunsthandwerkerin

Eine Fotokünstlerin wollte Sabine Weiss nicht sein, sie sei eine Kunsthandwerkerin, betonte sie immer wieder. Sie konstatiere nur, sie kreiere nicht, lautete ihre Begründung. Tiefstapeln nennt man das gemeinhin, insbesondere angesichts der Qualität von zahlreichen ikonischen Bildern und des fulminanten Œuvres, das die hervorragende Lichtbildnerin hinterlassen hat.

Die höchste offizielle Auszeichnung für kulturelle Leistungen, der Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres, wurde ihr 1999 zuteil. Als Shooting Star feierte man Sabine Weiss vorwiegend in Frankreich und den USA nicht wegen der zahlreichen Auftragsarbeiten, sondern mit ihren freien fotografischen Arbeiten, den vielen bezaubernden Bildern von Strassenszenen mit Kindern, Verliebten, Bettlern und Passanten.

Paris 1953
L'homme qui court, Paris 1953 © Sabine Weiss

Und ebendiese Fotografien erfüllten die Bedingung, um das Prädikat «künstlerisch» zu verdienen. Die Fotografin war einem inneren Auftrag gefolgt, und in diesen humanistischen Fotografien spiegelt sich ihr Wesen, ihre Empathie, ihr Humor, ihr Talent im Umgang mit Menschen und mit Licht und Schatten, dem Einfangen von einmaligen Momenten am allerbesten.

In 25 öffentlichen Sammlungen vertreten

Ihr Leistungsausweis ist enorm, mehr als 170 monografische Einzelausstellung, über 70 Gruppenausstellung konnte sie im Verlauf von mehr als 60 Jahren als Berufsfotografin realisieren, davon in zahlreichen renommierten Häusern, wo sie in 25 öffentlichen Sammlungen mit ihren Arbeiten vertreten ist.

Sabine Weiss war eine schweizerisch-französische Jahrhundertfotografin. Ihre zauberhaften Fotoarbeiten werden uns noch lange begleiten. Das Museum «Photo Elysée» in Lausanne (vormals Musée de l’Elysée), das nun ihren Nachlass betreut, plant für das Jahr 2024 anlässlich ihres 100. Geburtstags eine grosse Retrospektive.

Weiss, Mitterrand
Sabine Weiss am 8. Dezember 2010 in Paris mit dem damaligen französischen Kulturminister Frédéric Mitterrand anlässlich der Verleihung des Ordre national du Mérite (Foto: Keystone/AP/Christophe Ena)

Letzte Artikel

Karl Vögeli: Rücktritt

Gisela Blau
1. Juli 2022

Russische Rache

Heiner Hug
1. Juli 2022

Wie finanziert Ihr Euch?

Stephan Wehowsky
1. Juli 2022

Ein SOS zum Zustand der Ozeane

Thomas Fischer
30. Juni 2022

«Abscheulich»

28. Juni 2022

Nicht der Rahmen entscheidet, sondern der Inhalt

Niklaus Oberholzer
27. Juni 2022
Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

Fußzeile

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.