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Kommentar 21

Die grüne Welle

24. März 2019
Heiner Hug
Das Ergebnis der Zürcher Wahlen ist für die Bürgerlichen ein harter Schlag ins Gesicht. Doch nicht nur die Klimafrage gab den Ausschlag.

Die Freisinnigen verlieren den zweiten Regierungsratssitz, den sie seit über 60 Jahren hielten. Der FDP-Präsident wird nicht wiedergewählt. Im Kantonsparlament büssen die Bürgerlichen ihre Mehrheit ein. Die Grünen und die Grünliberalen feiern einen ganz aussergewönlichen Sieg.

Die bürgerlichen Medien orten die grüne Welle als Hauptursache für das bürgerliche Debakel. Doch stimmt das? Sicher sind „grün“ und das Klima jetzt in aller Munde, sicher hat das neue Bewusstsein für die Umwelt eine Rolle gespielt. So erklärt sich der fast sensationelle Zuwachs der Grünen und der Grünliberalen.

FDP-Präsidentin Gössi hat im letzten Moment gemerkt, dass da etwas auf ihre Partei zukommen könnte. Vor kurzem ist sie auf den grünen Zug aufgesprungen – zu spät, wie sich jetzt zeigt. Ihr plötzliches grünes Bekenntnis nahm ihr kaum jemand mehr ab. Und die arg gebeutelte SVP hat zwar die Farbe grün im Logo – doch das war’s dann.

Aber: Spielten nicht auch andere, ausser grüne Faktoren eine Rolle für den bürgerlichen Aderlass?

Die FDP tritt an Ort und begnügt sich, die Linke anzugreifen. Wie sagte Iwan Rickenbacher kürzlich in einem Journal21-Interview: Den Freisinnigen droht nicht Gefahr von der Linken, sondern von den Grünliberalen. Frische Ideen haben die Freisinnigen trotz konstanter Selbstbeweihräucherung durch die Parteichefin kaum im Köcher. Vor einem Jahr sagte die FDP-Parteichefin, mit Blick auf die eidgenössischen Wahlen: „Mein Ziel ist es, die SP zu überholen.“ Bei den Zürcher Wahlen, die eine Barometerwahl sind, ist ihr das mal gründlich misslungen. Da gibt es noch viel zu tun bis im Herbst.

Und die SVP? Sie ist nicht nur eingeknickt wegen der grünen Welle. Die Partei hat längst den Zenith überschritten. Der ewig gepflegte Hass auf Brüssel interessiert eigentlich nur noch Herrn Blocher und die wenigen ihm verbleibenden Getreuen. Seine Albisgüetlirede, die er jedes Jahr von neuem vorliest, wirkt ermüdend und interessiert kaum noch jemanden. Der SVP fehlt es längst an Themen, um zu reüssieren.

Zudem sind FDP und SVP faktisch ziemlich uneinig in die Wahlen gezogen, was sich an den Ergebnissen der Regierungsratswahlen ablesen lässt. Gegenseitige Unterstützung sieht anders aus.

Ja, die grüne Welle hat die Zürcher Wahlen mitbeeinflusst. Doch die Bürgerlichen machen es sich zu einfach, wenn sie glauben, das sei der einzige Grund für ihren Flop.

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