
Die steigenden Renditen deutscher Bundesanleihen erhöhen die Kreditkosten für fast alle Länder der Eurozone, doch Griechenland bleibt von diesem Trend weitgehend unberührt.
Experten warnen, dass die Erhöhung der Verteidigungsausgaben in Deutschland die Haushalte anderer europäischer Staaten belasten könnte.
In den letzten Monaten sind die Renditen deutscher Bundesanleihen stark angestiegen, schreibt die Financial Times diese Woche. Für den März 2025 verzeichneten die Renditen der zehnjährigen Papiere einen Anstieg von fast 3%, das erste Mal seit dem massiven Ausverkauf im Jahr 2023. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf Deutschland, sondern auch auf andere Eurozonenländer, deren Kreditkosten steigen, da die Renditen deutscher Staatsanleihen als Referenz dienen.
Deutschland will die Schuldenbremse aushebeln und die EU zwei Fonds in der Grösse von nicht weniger als 800 Milliarden Euro schaffen, die der Aufrüstung dienen sollten. Das Geld wird auf den Finanzmärkten aufgenommen, während die EU-Länder garantieren. Die Folgen sind auf den Finanzmärkten bereits spürbar.
Der plötzliche Kurswechsel Deutschlands, das zuvor eine zurückhaltende Haltung gegenüber einer hohen Verschuldung eingenommen hatte, könnte weite Folgen für die Staatsfinanzen der anderen Euro-Staaten haben. Besonders in den Blick geraten ist die geplante drastische Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben, die das ohnehin hohe öffentliche Defizit zusätzlich belasten dürfte. Wie die Financial Times berichtet, könnte dies den Spielraum für Haushaltsausweitungen in anderen europäischen Ländern verringern und die Kreditkosten erhöhen.
Die Renditen der zehnjährigen französischen Staatsanleihen kletterten bereits auf über 3,6%, den höchsten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt. Auch die Renditen italienischer Anleihen stiegen auf 4%, das erste Mal seit Juli 2024.
Trotz dieser allgemeinen Zunahme der Kreditkosten halten sich die Renditen der griechischen Staatsanleihen relativ stabil. Aktuell liegt die Rendite der zehnjährigen griechischen Anleihen bei 3,51%. Dies ist ein bemerkenswerter Unterschied, da Griechenland traditionell von höheren Zinsen betroffen war. Doch eine Vielzahl von Faktoren stützt die griechischen Anleihen und verhindert einen drastischen Anstieg der Renditen.
Stabilität in Griechenland
Griechenland hat in den letzten Jahren seine öffentliche Finanzlage erheblich stabilisiert. Dazu tragen unter anderem die kontinuierlichen Verbesserungen im Bereich der Bonitätsbewertungen bei, ebenso wie die hohen primären Haushaltsüberschüsse. Diese positive Entwicklung hat dazu geführt, dass die Staatsverschuldung in Relation zum BIP stetig gesenkt werden konnte. Im Gegensatz zu anderen grossen europäischen Volkswirtschaften wie Frankreich, Italien oder Deutschland verzeichnet Griechenland ein anhaltendes Wachstum von über 2% jährlich, während die Wirtschaft der anderen grossen Eurostaaten unter 1% wächst. Inflationsbereinigt sähe das Bild natürlich schlechter auch.
Ein weiterer Vorteil Griechenlands ist, dass die Verteidigungsausgaben bereits deutlich über dem Nato-Ziel liegen. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Eurozone muss Griechenland daher keine drastische Erhöhung der Verteidigungsausgaben befürchten, was die Staatsfinanzen weiter entlastet.