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Kommentar 21

Der Fettnapf-Armin

19. Juli 2021
Heiner Hug
Armin Laschet am Freitag in Erftstadt (Foto: Keystone/AP/DPA/Marius Becker)
Ein Bild, von dem CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet wünschte, es gäbe es nicht. Während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Katastrophengebiet im Rhein-Erft-Kreis den Angehörigen der Todesopfer kondoliert, lacht hinter ihm Armin Laschet. Die Meinungen gehen darüber auseinander, wie weit dieses Foto die Bundestagswahl beeinflusst hat. Jedenfalls gingen exakt nach diesem Freitag die Zustimmungswerte für die CDU und Laschet stark zurück. (Foto: Keystone/AP/DPA/Marius Becker)
Laschet kann Krise nicht, schreibt die linke Berliner taz.

Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU, hat die untrügliche Begabung, vieles falsch zu machen. In einem WDR-Interview sagte er letzte Woche zur Unwetterkatastrophe, man könne ja wegen eines einzigen Tages „nicht die Politik“ ändern.

Und dann am Samstag kicherte er im Hintergrund, während Bundespräsident Steinmeier mit  einer würdigen Rede die 140 Opfer der Unwetter-Katastrophe betrauerte. Bei Laschet sind solche Ausfälle kein Zufall, immer wieder tritt er in Fettnäpfe. Angela Merkel sind solche Peinlichkeiten in 16 Jahren nie passiert. „Will man wirklich einen im Kanzleramt, den schon ein WDR-Interview aus der Fassung bringt“, fragt die taz. Laschet bedauerte nachher sein Grinsen, doch der Schaden war angerichtet.

Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Dieses Bild wird ihn bis zur Bundestagswahl am 26. September begleiten. Für die CDU-Wahlkampfmanager ist dieses Foto ein Gau. Da gibt man sich seit Monaten Mühe, Laschet als einfühlsamen Landesvater aufzubauen ­– und da grinst er einem die ganze Kampagne weg.

Natürlich ist viel Kritik an Laschet jetzt überzogen, natürlich hat er den Ernst der Lage erkannt, natürlich trauert auch er mit den Angehörigen der Opfer, und natürlich hat er die Toten nicht ausgelacht, wie ihm auf Twitter unterstellt wird. Aber solche Ausrutscher dürfen einem Spitzenpolitiker, der Kanzler werden will, nicht passieren. Wenn ein Politiker, der nach Höherem strebt, nicht begriffen hat, dass er gerade in Krisen-Situationen von Fotografen auf Schritt und Tritt verfolgt wird, hat er vieles nicht begriffen. In einem solchen Moment muss der Politiker zeigen, sichtbar machen, dass er und die Regierung die Lage ernst nehmen. Angesicht eines grinsenden Landesvaters müssen sich die trauernden Angehörigen der Opfer ziemlich veräppelt vorkommen.

„Nicht übertreiben, das ist schnell vergessen“, sagen die einen. Nein, genau solche Bilder sind eben nicht schnell vergessen. Sie können Karrieren ruinieren. Wer das nicht verstanden hat, hat kein politisches Gespür. Noch schlimmer: Er hat von Kommunikation schlicht und einfach keine Ahnung. Man kann es beklagen, aber es ist so: Bilder sind oft wichtiger als gescheite Inhalte.

Man stelle sich vor, Annalena Baerbock hätte in dieser Situation in die Kamera gegrinst. Sie wäre in der Luft zerrissen worden. Mit Laschet geht man gnädiger um. Ja, das war etwas unglücklich, heisst es. Ja, er ist halt oft etwas unbeholfen.

Manchmal geht man mit jungen Frauen doch etwas anders um als mit älteren Männern.

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