Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Kommentar21

Original

30. Juli 2015
Christoph Kuhn
Das Erleben von Kunst wandelt sich. Besucher, die sich selbst vor Bildern fotografieren, erweisen den Kunstwerken (vielleicht) auf neue Weise die Reverenz.

Sommerzeit. Gute Zeit, um Museen aufzusuchen, Bilder anzuschauen in kühlen Räumen. Und vielleicht ein bisschen nachzudenken, was aus den Museen wird. Da kommen einem zuerst all die spektakulären Neubauten in den Sinn, die man besucht oder von denen man gelesen hat, die Bauten von Renzo Piano zum Beispiel, der sein neues Whitney Museum in New York einer „reichhaltigen Bouillabaisse“ vergleicht oder das Gehry-Museum im Pariser Bois de Boulogne, das Besucher an ein Schiff mit geblähten Segeln erinnert.

Die neuen Museen sind selber so etwas wie Kunstwerke. Man erinnert sich an Marshall McLuhan und sein Motto: das Medium ist die Botschaft. Drinnen im Museum ist man mit dem schon fast verzweifelt anmutenden Bemühen der Verantwortlichen konfrontiert, ihre Institution samt den Bildern unter die Leute zu bringen, Aufmerksamkeit zu finden, zu vermarkten, was sich vermarkten lässt.

Und noch tiefer drinnen, in den Sälen, vor den Bildern, findet man dann die neuen Besucherinnen und Besucher. Sie scheinen Augen im Hinterkopf zu haben, stehen sie doch mit dem Rücken zum Bild, halten ihre entsicherten Smartphones mit ausgestreckten Händen vor sich und drücken ab. Kunst-Selfies. Man will nur indirekt sehen, was da hängt an den Wänden, man will mit dem Aufgehängten gesehen werden. Deshalb geht man ins Museum. Das digitale Abbild vom Bild an der Wand, leicht zu haben, billig, erobert sein Publikum.

Aber – und das sind die schönen Widersprüche – viele Museen verzeichnen Besucherzuwachs. Widmen sie einem populären Grossmeister eine Ausstellung, stehen die Besucher Schlange vor dem Eingang. Das Original hat und behält seine Magie. Man will es „sehen“ – auch wenn man es gar nicht mehr wirklich anschaut.

Letzte Artikel

Sprachlosigkeit Europas

Markus Mohler 19. Dezember 2025

Esprit de géométrie und esprit de finesse

Urs Meier 19. Dezember 2025

Der Historienmaler Jacques-Louis David im Louvre

Patrick Straumann 18. Dezember 2025

Haben die Grünen Zukunft? Wie stehen sie zur Wehrpflicht?

Tim Guldimann 18. Dezember 2025

Keine Brücke nach Sizilien

Heiner Hug 17. Dezember 2025

Europäer stützen Selenskyj gegen Trump und Putin

Reinhard Meier 17. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.