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Stockholm

Doch noch ein Nobelpreis

14. Juli 2018
Heiner Hug
Intellektuelle, Schriftsteller und VIPs wollen in diesem Jahr einen „alternativen Nobelpreis für Literatur“ vergeben.

Man erinnert sich: Dieses Jahr wird kein offizieller Nobelpreis für Literatur verliehen. Grund sind die Missbrauchsaffären und die Korruption in der Schwedischen Akademie, die immer wieder grossen Wert auf Ehre und Würde legte. Jetzt ist ihr Ruf dahin. Es ist das erste Mal seit 70 Jahren, dass kein offizieller Literaturnobelpreis verliehen wird.

„Von Arroganz zerfressen“

Nun bildet sich in Stockholm eine Gruppe, die sich den Namen „Neue Akademie“ gibt. Sie will einen Preis verleihen, der „Neuer Literaturpreis 2018“ heissen soll. Damit will die Gruppe gegen die „verkrustete, überhebliche, von Arroganz, Sexismus und Klüngeleien zerfressene Akademie“ protestieren.

Der Gruppe gehören bisher knapp hundert Schriftsteller an, vor allem Frauen, Journalisten, Buchhändler, Literaturkritiker, Theatermacher, Filmregisseure, Professoren, Übersetzer, aber auch Sportler. Aushängeschild ist die populäre schwedische Krimi-Autorin Camilla Läckberg (u. a. „Die Eisprinzessin schläft“), Ihre Bücher haben eine Auflage von über sechs Millionen. Dabei sind auch die vielversprechende Nachwuchsautorin Sara Lövestam (u. a. „Die Wahrheit hinter der Lüge“) und Johanne Hildebrandt (u. a. „Die Tochter des Donners“) sowie die Hochspringerin und Literaturbegeisterte Kajsa Bergqvist.

Der Gewinner des Alternativen Literaturnobelpreises soll knapp 100’000 Euro erhalten – das ist etwa ein Zehntel dessen, was die offiziellen Literaturnobelpreisträger bisher erhalten haben.

„Pure Provokation“

Bis Ende Juli können online Namen von Kandidaten eingereicht werden. In Frage kommen nur Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die innerhalb der letzten zehn Jahre mindestens ein Buch geschrieben haben. Am 14. Oktober soll der Gewinner des „Alternativen Nobelpreises“ bekannt gegeben werden.

Nicht alle finden das gut. Kreise, die der alten Akademie nahestehen, bezeichnen die Initiative als „Kinderei und pure Provokation“. Die Literatur sei ein zu kostbares Gut, um sie „einem rächerischen Gremium“ zu überlassen.

(Mit Informationen von E. V. K., Stockholm)

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