Sie schreibt für die sozial Schwachen, prangert die Ungerechtigkeiten in dieser Welt an und kämpft für die Emanzipation der Frauen. Sie verfasst ihre Texte in einem unsentimentalen Stil, vieles ist autobiografisch. Jetzt hat die 82-jährige Französin Annie Ernaux den Literaturnobelpreis gewonnen.
Sie bekomme den Preis «für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt», sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe.
Die Schwedische Akademie, die den Preis vergibt, konnte Ernaux zunächst telefonische nicht erreichen. Die schwedische Nachrichtenagentur TT war es dann, die ihr die frohe Botschaft übermittelte.
Ernaux, die bei Gallimard publiziert, gilt als eine der aktuell bedeutendsten französischen Schriftstellerinnen und ist seit längerem eine Anwärterin auf den Nobelpreis. Sie hat über 20 literarische Werke verfasst. Auf Deutsch erschienen unter anderem «Die Jahre», «Erinnerungen eines Mädchens», «Der Platz» und «Das Ereignis».
Viele hatten erwartet, dass angesichts des Krieges in der Ukraine ein Autor oder eine Autorin aus der Ukraine, aus Russland oder Belarus ausgezeichnet würde. Allerdings ist dies vor sieben Jahren, nach der russischen Einverleibung der Krim und dem Konflikt in Luhansk und Donezk, schon geschehen. 2015 war die Belarussin Swetlana Alexijewitsch mit dem Preis geehrt worden.