Zehntausende Serben und Serbinnen gedenken vor dem Bahnhof in der nordserbischen Stadt Novi Sad der 16 Menschen, die beim Einsturz des Bahnhofdachs vor genau einem Jahr ums Leben gekommen waren. Gleichzeitig ist die Kundgebung eine Protestveranstaltung gegen den in weiten Kreisen immer verhassteren autokratisch regierenden Präsidenten Aleksandar Vučić.
Sechzehn Minuten lang standen die Demonstranten still – für jeden Toten eine Minute lang.
Novi Sad ist die zweitgrösste Stadt in Serbien. Genau vor einem Jahr stürzte während Bauarbeiten das 48 Meter lange Vordach des Bahnhofs ein. 16 Menschen, unter ihnen mehrere Kinder, kamen ums Leben. Die Demonstranten machen Korruption, die von der Regierung toleriert und teils gefördert werde, für die Katastrophe verantwortlich.
Seither manifestierten Woche für Woche insgesamt mehrere Hunderttausend Menschen gegen die autoritäre Regierung. Sie fordern sofortige Neuwahlen, was Vučić kategorisch ablehnt. Die Sicherheitskräfte gehen teils gewaltsam gegen die Manifestanten vor.
Viele Serbinnen und Serben kritisieren, dass die EU nicht energischer gegen das undemokratische, autoritäre Verhalten von Vučić vorgeht. Serbien ist EU-Beitrittskandidat.
Vučić selbst wird laut einer jüngsten, unabhängigen Meinungsumfrage nur noch von 14 Prozent der Bevölkerung unterstützt. Umfragen, die die Regierung in Auftrag gab, sehen eine überwältigende Zustimmung für den Präsidenten.