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Glosse

Wien von Zürich aus

15. Juli 2014 , Wien
Charles Ritterband
Die Wiener, so heißt es in einer ausschliesslich Wien gewidmeten Ausgabe des „Magazins“ im Zürcher „Tages Anzeiger“, „leben im Paradies“.

Gewiss, Zürich, meine Geburtsstadt, in der ich mich gerade befinde, ist großartig. Die stimmungsvolle Altstadt, die von gehortetem Reichtum strotzende Bahnhofstrasse, die stolze Universität und die hochkarätige Eidgenössische Technische Hochschule, der See, von sanften Hügeln gesäumt, das schneeglitzernde Alpenpanorama am Horizont. Aber jenseits des Arlberg, weit im Osten, liegt Wien, wo ich mich niedergelassen habe – und das ist noch viel großartiger. Zumindest aus Zürcher Sicht.

Wohungen, "für die man in Zürich töten würde"

Die Wiener, so heißt es nämlich in einer ausschliesslich Wien gewidmeten Ausgabe des „Magazins“ im Zürcher „Tages Anzeiger“, „leben im Paradies“. Waren bis jetzt die Österreicher immer ein bisschen neidisch auf die reiche, saubere, pünktliche Schweiz (und insbesondere die Wiener auf Zürich), so ist es jetzt plötzlich genau umgekehrt. Hier nimmt man zerknirscht zur Kenntnis, dass die Donaumetropole der Stadt an der Limmat laut Rating-Agenturen seit einigen Jahren den Rang abgelaufen hat – als „lebenswerteste Stadt der Welt“.

Und was entdecken die Zürcher Reporter in Wien? Neben den berühmten Kaffeehäusern und edler, teurer Handwerkskunst, vor allem eines: Erschwingliche  Wohnungen – und dies sofort, in jeder Ausführung und Lage. Darunter, so staunt der Verfasser aus der puritanischen Schweiz, Paläste mit einer Raumhöhe von 3,7 Metern. In Wien, so heißt es im Editorial des „Magazin“, finde man auf ganz normalen Wegen Wohnungen „für die man in Zürich töten würde“. Die Stadt Wien, so wird in dem Artikel erklärt, sei viermal so groß wie Zürich und der grösste Immobilienbesitzer Europas, dem nicht weniger als 220 000 Wohnungen gehörten, dazu kämen 200 000 finanziell geförderte, pro Jahr kämen 5000 hinzu. Da kann man in Zürich mit seiner chronischen Wohnungsnot tatsächlich nur neidisch sein.

Wien liegt halt weit im Osten

Belächelt werden allerdings die jüngsten Gehversuche Wiens mit „einem bisschen direkte Demokratie“: Da hätten doch tatsächlich ganze zwei Prozent der Wiener (die direkten Anrainer der Mariahilferstrasse) über ein Projekt abgestimmt, das sich die Stadt 25 Millionen Euro kosten lasse. Aber Wien wird nicht nur beneidet (und belächelt) – es macht den Schweizern gelegentlich auch Angst. Als ich mit meinem Auto, (Wiener Kennzeichen, in Vorarlberg an die Grenze kam, verschwand der pflichtbewusste Beamte für eine halbe Stunde mit meinen Papieren. Als er wiederkam, fragte ich ihn etwas ungehalten, was denn der Grund für diese langen Nachforschungen gewesen sei. Wien liege „halt weit im Osten“, lautete achselzuckend die Erklärung.

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