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Brasilien

Wie befürchtet, wie erhofft

29. Oktober 2018
Newsdesk Brasilien
São Paulo, 28. Oktober 2018 (Foto: Keystone/EPA/Fernando Bizerra)
São Paulo, 28. Oktober 2018 (Foto: Keystone/EPA/Fernando Bizerra)
Der ultrarechte Jair Bolsonaro gewinnt mit etwa 55 Prozent der Stimmen die Präsidentschaftswahl. Nicht nur in São Paulo feiern seine Anhänger bis tief in die Nacht.

Nach Auszählung fast aller Stimmen kommt Bolsonaro auf 55,54 Prozent der Stimmen. Das Ergebnis entspricht fast genau den Voraussagen der Meinungsforscher.

Bolsonaro am Sonntag vor einem Wahllokal in Rio (Foto: Keystone/EPA/Fernando Maia)
Bolsonaro am Sonntag vor einem Wahllokal in Rio (Foto: Keystone/EPA/Fernando Maia)

Bolsonaros Gegner bezeichnen ihn als eine Gefahr für die junge Demokratie und fürchten, er werde das Land in Richtung einer Militärdiktatur treiben.

Bolsonaros Anhänger hoffen, er werde mit eisernem Besen die Korruption und die Kriminalität bekämpfen.

Er kündigte im Wahlkampf an, er werde mit harter Hand, auch mit Hilfe des Militärs, „eine Säuberung, die Brasilien noch nie erlebt hat“ durchsetzen.

Bolsonaro verunglimpfte immer wieder Frauen, Schwarze und Homosexuelle. Die Umfragen hatten gezeigt, dass er bis weit ins gemässigte Lager hinein Sympathien geniesst.

Fernando Haddad, der Kandidat der linken Arbeiterpartei (PT) hat seine Niederlage eingestanden.

Der unterlegene Fernando Haddad mit seiner Frau Ana Estela Haddad bei der Stimmabgabe in Sao Paolo (Foto: Keystone/AP/André Penner)
Der unterlegene Fernando Haddad mit seiner Frau Ana Estela Haddad bei der Stimmabgabe in Sao Paolo (Foto: Keystone/AP/André Penner)

Haddad ersetzte den früheren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, der wegen eines Korruptionsvergehens zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde und seit dem Frühjahr im Gefängnis sitzt. Im August verbot das Oberste Wahlgericht Lula, an den jetzigen Präsidentschaftswahlen teilzunehmen. Umfragen sahen ihn damals klar in Führung. Lulas Anhänger bezeichnen seine Verurteilung als politischen Akt.

Lula hatte dem Riesen Brasilien von 2003 bis 2011 einen beispiellosen Wirtschaftsboom beschert. Die Zahl der Armen halbierte sich. Doch 2012 ging das Märchen zu Ende. Brasilien glitt in die Rezession ab. Die Arbeitslosigkeit nahm zu, der Konsum nahm ab, und die ohnehin hohe Kriminalität stieg. Lulas Nachfolgerin, Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei, bekam die Probleme nicht in den Griff.

Nachdem der Petrobas-Korruptionsskandal sowie die Odebrecht-Schmiergeldaffäre aufgeflogen waren, stieg der Hass der Brasilianer auf die etablierten Parteien, die alle in korrupte Geschäfte verwickelt waren. Am meisten traf die Wut die regierende Arbeiterpartei. Rousseff wurde gestürzt. Ihr Nachfolger, der konservative Rechtspolitiker Michel Temer, steht in der Zwischenzeit ebenfalls unter Korruptionsverdacht. Seine Beliebtheit ist in Meinungsumfragen auf drei bis vier Prozent gesunken.

Korruptionsskandale, steigende Kriminalität, wachsende Unsicherheit und eine lahmende Wirtschaft haben Bolsonaro jetzt den Teppich zum Erfolg ausgelegt. Er liess durchblicken, dass er von demokratischen Spielregeln wenig hält. Immer wieder schliesst er einen Staatsstreich des Militärs nicht aus.

Brasilien war 21 Jahre lang, von 1964 bis 1985, eine Militärdiktatur.

(J21)

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