Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Sprach-Akrobatik

Was ist eine Zettelhexe? Schmackofatz

30. Januar 2014
Heiner Hug
Wer heute sagt „See you later alligator“ gehört in die hinterste Ecke des Grufti-Museums. Abgelebt, abgestanden, abgebrannt. Bill Haley vor bald 60 Jahren. Das war ja toll. Aber heute? „Fuck die Henne“, sagen die Jungen.

Phantasielos sein ist schrecklich. Die Sprache verrät viel. Sie zeigt, ob man schöpferisch, witzig und einzigartig ist – oder nur mainstream.

Die Jugend hat ihre eigene Sprache. Das ist gut so. Diese Sprache lebt, auch wenn sie schräg ist - und grammatikalisch zum Himmel schreit.

Doch da gibt es die verklemmt Witzigen. Und zu ihnen gehören nicht die Jungen: das sind die Stammtisch-Possenreiter.

Sie sagen nicht „zum Beispiel“, sie sagen „zum Bleistift“. Sie sagen nicht „bis bald“, sie sagen „bis Baldrian“. Lustig, nicht?

Sie sagen auch nicht „Herzlichen Glückwunsch“, sie sagen „Herzlichen Glühstrumpf“. Man krümmt sich vor Lachen.

Zugegeben: „Okidoki“, „alles paletti“ oder „alles Klärchen“ – das traut sich auch das letzte Landei nicht mehr zu sagen. Auch „krass“ ist längst krass daneben. Jeder Hilbilly sagt es schon.

Anderes ist en vogue: „Ich telefonaniere“, „auf Wiedertschüss“, „auf Wiederhörnchen“, „nicht schlecht, Herr Specht“ – all das gehört zum Repertoire strammer Stammtisch-Hirsche – und ihrer anverwandten Fauna.

Man sagt nicht „natürlich“, sondern „latürnich“. Man sagt nicht „wie geht’s?“, sondern „alles fit im Schritt?“. Man sagt nicht „bis dann“, sondern „piss dann“. „Theoretisch“ gibt es auch nicht und „praktisch“ schon gar nicht, also heisst es „theopraktisch“.

Und man sagt  nicht „sukzessive“, sondern „schluckzessive“. Oder: „Bin ich deprimiert“?, nein, ich bin „depriletto“.

Zum Abschied heisst es „babatschi“. Nett, da war mal jemand in Italien und hat von baci-Küsschen gehört. Oder er war in Österreich. Cross culture.

Vor allem aber heisst es zum Abschied nicht „tschüs“ sondern tschöööö – mit vier oder fünf –ö.

Das Lustigste stammt aus der Jugendsprache.

Ein Renner ist „schmackofatz“. Alles was „geilomei“ ist, ist schmackofatz. Wir sind schmackofatz.

Die Jungen sprechen von Zettelhexen.

Was ist eine „Zettelhexe“?

Zettelhexen sind jene grimmigen Damen, die Busszettel unter den Scheibenwischer klemmen, wenn das Auto 17 Zentimeter neben der blauen Linie steht. Küss die Henne. Schmackofatz.

Letzte Artikel

Keine Brücke nach Sizilien

Heiner Hug 17. Dezember 2025

Europäer stützen Selenskyj gegen Trump und Putin

Reinhard Meier 17. Dezember 2025

Andreas Herzaus Sicht auf die Welt

Stephan Wehowsky 17. Dezember 2025

Wir trauern um Heiko Flottau

17. Dezember 2025

Chile hat einen rechtsradikalen Präsidenten

Heiner Hug 15. Dezember 2025

Antijüdischer Terror in Sydney

15. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.