Was machen eigentlich Kuratorinnen und Kuratoren? Kommt drauf an. Falls sich die Frage auf Tätigkeiten in Kunstmuseen bezieht, lässt sie sich klar beantworten, nämlich: Diese Leute machen, wie allgemein bekannt, Ausstellungen. Zu den Aufgaben des Kuratierens gehören Beschaffung, Auswahl und Anordnung der Werke, deren Erläuterung mit begleitenden Texten, die Konzipierung und Durchführung von Veranstaltungen im Museum, die Herausgabe eines Katalogs und einiges mehr.
Inzwischen wird jedoch nicht mehr allein in Museen kuratiert. Das Wort ist auch bei Online-Medien angekommen. Wer zu bestimmten Themen Artikel sammelt und die Fundstücke samt kurzen Inhaltsangaben auf einer Website oder in einem Newsletter verlinkt, der kuratiert. Solche Dienste sind durchaus nützlich; sie ersparen unter Umständen die Mühen des Suchens nach lesenswerten Beiträgen. Im Vergleich zur vielschichtigen Aufgabe, Ausstellungen zu machen, ist das Zusammenklicken von Artikeln jedoch ein eher einfacher Job. Anscheinend soll er mit dem Wort „kuratieren“ zu etwas Grösserem aufgeblasen werden.
Solche Machenschaften sind dem Wort nicht gut bekommen. Es hat dadurch seine Klarheit verloren. Die Folgen: Kuratiert werden heute neben Artikelsammlungen auch Veranstaltungsprogramme, Events, Messen und Studiengänge. Auch im Verlagswesen hat das Modewort Einzug gehalten: Laut Aussagen aus der Branche werden sowohl Publikationsreihen wie Inhalte einzelner Bücher kuratiert.
Als gemeinsamer Nenner des immer unübersichtlicher werdenden Gebrauchs von „kuratieren“ bleiben gerade noch das Auswählen und Zusammenstellen. Die in der primären Verwendung darüber hinaus mitschwingende Qualitätsanmutung – im Fall der Museumskuratoren herrührend von Beurteilungskompetenz bezüglich Kunst, Schaffung oft neuartiger Beziehungen zwischen Exponaten, Positionierung der jeweiligen Ausstellung im Kulturbetrieb, Kunstvermittlung an verschiedene Zielgruppen – droht sich in der wachsenden Beliebigkeit des Wortgebrauchs zu verlieren.
Zurzeit passiert der Kuratorin semantisch das, was den Manager schon vor längerem ereilt hat: Als Bürokraft ist man Office Manager, als Hauswart Facility Manager und als Empfangsdame Guest Relations Manager. Einst Begriff für eine Führungsposition in der Unternehmenshierarchie mit eigenem Verantwortungsbereich, ist „Manager“ zum Allerweltswort für alle möglichen, auch für rein ausführende Tätigkeiten geworden.
Die zwei Fälle zeigen es: Müssen Wörter zum Aufblasen einer Sache herhalten, so kommt ihnen der klare Sinn abhanden.