Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Sprach-Akrobatik

Viele Worte um die rätselhafte Zeit

17. Oktober 2013
Stephan Wehowsky
Mit der Zeit stimmt etwas nicht; sie ist kaum zu fassen.

Mal rast die Zeit, mal schleicht sie dahin oder will gar nicht vergehen. Dann braucht man einen Zeitvertreib. Wir wissen aber nicht, wo die Zeit endet, die wir vertreiben.

Wozu vertreiben wir sie überhaupt? Ist Zeit nicht kostbar? Also wäre es doch gut, möglichst viel von ihr zu haben. Aber wenn jemand viel Zeit hat, scheint mit ihm nicht besonders viel los zu sein. Wer auf sich hält, hat keine Zeit.

Dafür wird er stets „zeitnah“ reagieren oder informieren. Zeitnah ist viel besser als bloss „schnell“ oder „unmittelbar“. Zeitnah klingt nach: „Puls der Zeit“. Oder noch besser nach: „Zeitfenster“. Derjenige, der weiss, wann und wo die Zeitfenster offen stehen, ist ein ganz besonderer Crack.

Solche Cracks verlieren nie Zeit. Sie gewinnen sie unaufhörlich. Aber in ihrer gewonnenen Zeit dürfen sie nicht verweilen, denn dann bleiben sie stehen wie eine alte Kuckucksuhr. Also müssen sie immer noch mehr Zeit gewinnen – bis sich ihr Zeitfenster schliesst.

„Zeit ist Geld“ hämmerte einst Benjamin Franklin jungen Kaufleuten ein. Zeit ist also erst dann etwas wert, wenn sie in Geld verwandelt wurde. Wehe dem, der sich nicht danach richtet! Müssiggang ist aller Laster Anfang. Wer die Zeit auf Erden nicht in Geld verwandelt, zahlt dafür in Ewigkeit.

Franklin ahnte nicht, dass seine Nachfahren in ihrem schuldengeplagten Diesseits seinen Satz umdrehen würden: "Geld ist Zeit." Zeit lässt sich also kaufen. Kaufe jetzt Zeit, zahle irgendwann! Den Erben Franklins ist dabei nicht besonders wohl zu Mute, weswegen sie sich im Kapitol immer heftiger streiten. Fast wäre ihnen diesmal die Zeit davongelaufen.

Letzte Artikel

Musk demaskiert. Das Internet als Herrschaftsinstrument

Ali Sadrzadeh 5. Dezember 2025

Wie weiter mit dem Klimaschutz?

Jörg Hofstetter 5. Dezember 2025

Der Papst und der Patriarch von Istanbul in Nizäa – Nur der Kaiser fehlte

Erwin Koller 4. Dezember 2025

EU berechenbarer als USA

Martin Gollmer 4. Dezember 2025

Dröhnendes Schweigen um Venezuela

Erich Gysling 1. Dezember 2025

Spiegel der Gesellschaft im Wandel

Werner Seitz 1. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.