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Kunst

Überschwemmung in der Wiener Staatsoper

26. September 2024
Annette Freitag
Wiener Staatsoper, Vorhang
Pipilotti Rist an ungewohntem Ort: Der Eiserne Vorhang der Wiener Staatsoper ist das Werk der Schweizer Künstlerin. Foto © Wiener Staatsoper_MichaelPoehn

An Pipilotti Rist kommt das Publikum der Wiener Staatsoper in dieser Saison nicht vorbei. Da gibt es kein Entrinnen, ob es einem nun passt oder nicht: Die Schweizer Künstlerin hat den «Eisernen Vorhang» künstlerisch gestaltet und während der gesamten Spielzeit wird er nun vor und nach der Vorstellung zu begutachten sein.

 

Das Ganze ist eine gemeinsame Kunstaktion der Wiener Staatsoper mit dem «museum in progress», einem gemeinnützigen Kunstverein in Wien. Seit  1998 wird der «Eiserne Vorhang» – also die Brandschutzwand zwischen Bühne und Zuschauerraum – jedes Jahr zur temporären Projektionsfläche für zeitgenössische Kunst. Eine Jury, zu der auch Hans-Ulrich Obrist und Bice Curiger gehören, hat sich dieses Jahr für Pipilotti Rist entschieden. Vor ihr kamen schon Künstler wie Richard Hamilton, Jeff Koons, Franz West, Cy Twombly oder David Hockney zu dieser Ehre. In der vergangenen Saison war es noch Anselm Kiefer. 

«Das bist Du!»

Und nun also Pipilotti Rist. Ein bisschen aufgeregt hüpft sie auf der grossen Bühne vor ihrem riesigen Werk (176 Quadratmeter) umher. Vielleicht ist es sogar ein bisschen Lampenfieber, das sie antreibt?  «Bauchhöhle überfliegt Staumauer» heisst das Werk.  Pipilotti steht vor dem Eisernen Vorhang, hantiert herum und klärt auf: «Wenn das hochgeht, schwappt die geistige Energie in den Raum – und ihr werdet alle nicht nass …» Denn das Bild zeigt eine Staumauer, hinter der sich Massen von Wasser stauen. 

«Wenn das Opernpublikum vor oder nach der Vorstellung auf seinen Sesseln sitzt, sieht es frontal auf diese Staumauer, die in eine Alpenlandschaft gebaut wurde», so Pipilotti Rist. «Ein Objekt in der Mitte wird gleich die Mauer überfliegen und weiter über den blutigen Bergsee in Richtung Italien flitzen. Bei diesem Objekt handelt es sich um eine Magnetresonanztomographie einer menschlichen Bauchhöhle, in der die Wirbelsäule und die Gedärme mit umschliessendem Rumpf erkennbar sind.» Und sie spricht das Opernpublikum ganz direkt an: «Das bist Du!» Dann wird es etwas versöhnlicher: «Der Vorhang mit dem Stausee wird für die Vorstellung hochgezogen und das Publikum wird lediglich mit Emotionen, Tönen und Gesten überflutet, bleibt aber trocken.» So erklärt sie Inhalt und Hintergrund dieses Gross-Bildes, das ein Standbild aus einem Videoloop gleichen Titels ist und mit Magneten auf dem denkmalgeschützen Eisernen Vorhang fixiert ist.

Was Leserbriefe sagen

Zur Einweihung des neuen Vorhang-Bildes spielte das Orchester der Staatsoper die Schönberg Fanfare und Pipilotti Rist widmete das Staudamm-Werk ihrem verstorbenen Vater, «der als Student in Wien immer auf dem Stehplatz war».

Und das Publikum? Das hat sich schon mal in Leserbriefen dazu geäussert. Da liest man von «esoterischer Schmarrn» bis «sieht toll aus». Genau wie beim Urteil über diese oder jene Opernaufführung. So hat alles seine Richtigkeit.

 

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