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Medien

Terror und Tourismus

21. August 2017
Stephan Russ-Mohl
Jetzt also Barcelona und Spanien. Zuvor Paris, Brüssel, Berlin, wieder und wieder London, aber auch Tourismus-Destinationen wie Ägypten, Tunesien, Thailand, die Türkei und nochmals zuvor Bali.

Die Attacken islamistischer Attentäter und anderer Amokläufer sind unberechenbar und unvorhersehbar, aber vorhersehbar und berechenbar ist die Art und Weise, wie die Medien darauf reagieren. Nur allzu willig verbreiten sie die Kernbotschaft der Terroristen weiter: Es kann jeden von uns treffen, überall und jederzeit.

Mit ihrer gehypten Terror-Berichterstattung und auch mit ihrer Fokussierung auf die Täter statt auf die Opfer erzeugen viele Medien berechenbar Angst – und sie verursachen immer wieder massive wirtschaftliche Schäden, nicht nur für die Tourismus-Branche. Ausserdem generiert die medial geschürte Angst rasante Budgetzuwächse für all jene Überwachungsindustrien und -behörden, die vermeintlich „Sicherheit“ produzieren, in Wirklichkeit aber oftmals doch nur ziemlich hilflos zugucken – erinnert sei an die Fahndungspannen im Fall Anis Amri, aber auch bei der NSU.

Risikoforscher wie Gert Gigerenzer, Leiter des Max Planck Instituts für Bildungsforschung in Berlin, mahnen zur Besonnenheit: der Schweizer Kult-Journalist Constantin Seibt rechnet vor, die Gefahr, Opfer eines islamistischen Anschlags zu werden, sei verschwindend klein: „Seit dem World Trade-Center-Attentat 2001 ermordeten islamistische Attentäter in Westeuropa und den USA etwa 450 Menschen. So grausam jeder dieser Morde ist, es gibt Gefährlicheres. Allein in Deutschland ersticken pro Jahr über 1000 Leute an verschluckten Fremdkörpern.“

Ein weiterer Forscherkollege, Norbert Bolz von der TU Berlin, spitzt zu, der islamistische Attentäter funktioniere, so noch einmal Seibt, „wie der Hai oder der Wolf: ein Monster für die Phantasie, eine Mikrobe für die Statistik“.

Dieser Text erschien zunächst im Berliner „Tagesspiegel“.

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