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Ukraine Tag 49

«Sightseeing» in Mariupol

13. April 2022
Mariupol, Theater
Mariupol, Theater (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnittsky)

Russische Soldaten führen unabhängige Fotografen durch Mariupol und zeigen ihnen unter anderem das zerbombte Theater, in dem 300 Menschen starben. Mit dem organisierten Besuch wollen die Russen nach Meinung ukrainischer Beamter demonstrieren, dass sie die Herrschaft über die Hafenstadt übernommen haben. Sie stellen den Fotografen auch einen «neuen Bürgermeister» der Stadt vor.

Das Theater von Mariupol war Mitte März von russischen Raketen zerstört worden. Mehrere hundert Menschen hatten im Keller Schutz gesucht und sind bei dem Angriff ums Leben gekommen. Russische Soldaten führten nun unabhängige Journalisten, unter anderem Sergei Ilnitzsky von der European Photopress Agency (EPA), durch die Trümmer.

Mariupol, Theater
Das Theater in Mariupol (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnitzsky)

Gezeigt wurden den Fotografen auch Strassenszenen. Hier spricht eine Frau auf der Mira-Allee im Zentrum von Mariupol, mit russischen Soldaten.

Mariupol
Mriupol (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnitzsky)
Mariupol
Mariupol (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnitzsky)
Mariupol
Mariupol (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnitzsky)

Geführt wurden die Fotografen von Konstantin Ivashchenko, der von den pro-russischen Kräften als neuer Bürgermeister der Stadt vorgestellt wurde. Nach ukrainischen Angaben ist Vadym Boychenko, der bisherige Bürgermeister von Mariupol, weiterhin im Amt.

Konstantin Ivashchenko.
Konstantin Ivashchenko, der neue Bürgermeister der Stadt (Foto: Keystone/EPA/Sergei Ilnittsky)

Es gebe kein Wasser, Strom, Gas oder Kommunikation, sagte der von den Russen zum Bürgermeister ernannte Ivashchenko. Geschäfte, Apotheken und Krankenhäuser sind geschlossen. Bis zu 70 Prozent des Wohnungsbestands von Mariupol wurden zerstört, sagte Ivashchenko. Nach Angaben des Leiters des russischen Nationalen Verteidigungskontrollzentrums verliessen 133’214 Menschen Mariupol in Richtung Osten, darunter zweitausend Menschen im Laufe des letzten Tages.

Die russischen und pro-russischen Belagerer erklären, die Stadt stehe endgültig vor dem Fall. Der Hafen und das Zentrum von Mariupol befänden sich in den Händen der Rebellen. Ukrainische Beamte geben zu, dass wenig Hoffnung für die Stadt bestehe. Am Dienstag drohten pro-russische Separatisten mit dem Einsatz chemischer Waffen.

Der stellvertretende Bürgermeister Serhij Orlow sagte am Mittwoch, dass die Schlacht noch nicht entschieden sei. «Die Russen haben vorübergehend einen Teil der Stadt besetzt», so Orlow in einem Gespräch mit der BBC. Ukrainische Soldaten würden aber weiterhin die zentralen und südlichen Teile der Stadt verteidigen. Ukrainische Soldaten hatten am Dienstag via Facebook erklärt, ihnen gehe die Munition aus. Sie würden jetzt wohl sterben oder gefangen genommen.

Mariupol
Brennende Häuser in Mariupol am Dienstag (Satellitenaufnahme von Maxar Technologies via AP)

Selenskyj spottet über Putin

Putin hatte an Dienstag an einer Pressekonferenz erklärt, in der Ukraine laufe für die russischen Truppen «alles nach Plan». Der ukrainische Präsident spottete, ob es denn auch zum Plan gehört habe, dass Russland «20’000 russische Soldaten verloren» habe. Die Russen hätten in 48 Kriegstagen in der Ukraine mehr Männer verloren als im zehnjährigen Afghanistan-Krieg.

«Völkermord»

Der amerikanische Präsident Joe Biden wirft Putin «Völkermord» vor und nennt ihn einen «Diktator». Es werde klarer, dass er die ukrainische Nation ausradieren wolle. Letztlich müssten aber Juristen auf internationaler Ebene entscheiden, ob es sich um Genozid handle.

Ein US-Beamter sagte, das Weisse Haus werde in Kürze neue Militärhilfe für die Ukraine im Wert von 750 Millionen Dollar ankündigen.

«Humanitäre Korridore»

Russland hindert Menschen daran, belagerte und beschossene Städte zu verlassen. Die russischen und pro-russischen Verbände hätten Vereinbarungen nicht eingehalten, sagt die stellvertretende ukrainische Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk. Busse, die zur Evakuierung von Flüchtlingen bereitstanden, wurden blockiert.

Keine Flucht aus Mariupol

In der vor dem Fall stehenden südukrainischen Stadt Mariupol warten mehr als 100’000 Menschen darauf, die Stadt zu verlassen. Dies erklärte Wadym Bojtschenko, der Bürgermeister der Stadt.

Mariupol und Charkiw erneut beschossen

Charkiw, die zweitgrösste ukrainische Stadt, die an der Grenze zum Donbass liegt, gerät immer mehr in den Fokus russischer Angriffe. Innerhalb von 24 Stunden habe es 53 russische Artillerie- oder Raketenangriffe gegeben, sagte der Bürgermeister der Stadt. Dabei seien 27 Menschen getötet und 22 verletzt worden. Unter den Todesopfern befindet sich ein zweijähriger Junge. Auch Mariupol wird weiter beschossen.

Charkiw
Charkiw (Foto: Keystone/EPA/Sergey Kozlov)

Grossaufmarsch

Immer mehr russische Soldaten und russische Panzer werden in den Donbass gebracht.

Russische Panzer
Russische Militärfahrzeuge und Panzer auf dem Weg nach Bilokurakyne im Donbass (Foto: Keystone/Satellitenaufnahme Maxar Technologies via AP

Ukrainischer Oligarch festgenommen

Der pro-russische ukrainische Oligarch und Politiker Viktor Medwedtschuk ist von ukrainischen Sicherheitskräften festgenommen worden. Ein Video zeigt ihn in Handschellen. Präsident Selenskyj schlägt vor, Medwedtschuk gegen ukrainische Kriegsgefangene auszutauschen. Medwedtschuk gilt als Freund von Putin.

Cyberangriff vereitelt

Ukrainische Beamte erklärten, die Ukraine hätte einen russischen Cyberangriff auf das ukrainische Stromnetz vereitelt. Ein erfolgreicher Angriff hätte die Stromversorgung für zwei Millionen Menschen unterbrechen können. Die Ukraine fürchtet, Russland werde die Cyberwaffe verstärkt einsetzen.

Baltischer Besuch in Kiew

Die Staatsoberhäupter Polens, Estlands, Lettlands und Litauens sind mit dem Zug nach Kiew gereist, wo sie «zur Unterstützung der Ukraine» mit Präsident Selenskyj und Mitgliedern der Regierung zusammentreffen.

Steinmeier nicht willkommen

Auch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wollte nach Kiew reisen, doch offenbar ist er dort «wegen seiner früheren Russland-freundlichen Politik» nicht willkommen. Der ukrainische Botschafter in Deutschland schlug vor, dass Kanzler Olaf Scholz nach Kiew reist.

Australien schickt Panzerfahrzeuge

Wie der ukrainische Botschafter in Australien, Vasyl Myroshnychenko, am Mittwoch mitteilte, sind die ersten drei der zwanzig von Australien gesandten Bushmaster-Panzerkampfwagen in der Ukraine eingetroffen.

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