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Satyricon

Roger Rightwing verreist für zwei Monate

6. Juli 2011
Dante Andrea Franzetti
Der Kofferdeckel ist aufgeschlagen, und sogleich verstaut Roger Rightwing in dessen Innentasche die Karte der Cinque Terre, den Hotelführer “Best Sleep in Rome”, das rote Büchlein mit den Sprüchen von Mao Tse Tung, die biegbare Gummisonnenbrille, die angebrauchte Packung mit den Präservativen “Come Don” und eine neue Packung Immodium.

Er summt die Melodie von Sole Mio, während er aus dem Schrank seine zitronengelben Shorts, das Hawaihemd, die Espadrilles, den faltbaren Strohhut, Taucherbrille und Schnorchel hervorkramt und in den Samsonite stopft.

Er ist fröhlich. Er packt den persönlichen Reisekoffer selbst und hat sich geschworen: Armani bleibt zu Hause. Die Ferien sind inkognito und privatim.

Er summt zur Melodie von O Sole mio: “O Samsonite, inkognito, o Samsonite, Best Sleep in Rome, o Samsonite, o Roger Right, inkognito, ta ta ta taaa…”

In den Cinque Terre wird er acht Wochen auf einer Terrasse sitzen und endlich mit seinen Memoiren beginnen. Seit die Kommunisten von Wikipedia ihm den Zugang zu seinem Personeneintrag gesperrt und dafür gesorgt haben, dass seine Textbearbeitungen in eigener Sache nun selbst Teil seiner Biographie sind mit der Bemerkung: “Roger Rightwing geriet in die Kritik, als er Beschönigungen und Streichungen unliebsamer Textstellen seiner eigenen Biographie auf dieser Website vornahm…” - seither wird es immer dringlicher mit einem Memoirenband über seine ersten fünfzig Lebensjahre Gegensteuer zu geben. Geplant sind weitere zwei Teile: Lebensjahre von 50 bis 100 und Lebensjahre von 100 bis 150, doch damit hat Roger noch keine Eile.

Zu Band Eins hat er sich mehrere ganz verschieden geartete Titel überlegt, je nachdem, wie das Parlando (oder besser: Scribendo) des Textes sein wird.

“Jetzt schiesse ich”

“Die Geschichte hat mir schon lange Recht gegeben”

“Bericht aus dem Schützengraben in meinem Kopf”

Eine lateinische Variante hatte er verworfen, sie klang zwar gut, war aber der grossen Masse nicht verständlich: “Ego me absolvo.”

“Roger, was machst du denn da?”

“Ich pa-a-ackee, Darling.”

“Und was redest du andauernd vor dich hin?”

“Buchtitel, Honey. Der Titel ist die Halbe Miete. Sagt immer der Korrektor Stomp. Und er hat recht. Was hälst du von… zum Beispiel: Ich fackle nicht lange?”

“Ich hör dich schlecht: Wen fackelst du wieder ab?”

“Oder… Mein Schnee von Morgen.”

“Heilsarmee? Die Heilsarmee hast du doch schon in der vorletzten Ausgabe abgefackelt, Roger.”

“Ja, das ginge vielleicht auch: Ich bin nicht die Heilsarmee. Das ist besser als: Ich schiesse zurück.”

“Aber diese zitronengelben Shorts und den übrigen Kram vom Polterabend packst du nicht ein, oder?”

“Genau, Darling: Ich packe aus! Oder besser: Ich packe euch ein, ihr Badehosen!”

Roger kramt im Schrank nach der PSP. Die hat er Marie-Lou bisher geheim gehalten. Ich kann ja nicht den ganzen Sommer nur Memoiren schreiben, besser käme eigentlich der Stomp oder der Ödeli mit und ich diktiere, aber denen ihren Aufenthalt bezahlen? Wo ist jetzt die PSP? Also rein damit.

“Roger, hast du den Verbandskasten eingepackt?”

“Verbandskasten, ha ha. Das wäre was: Hallo, Wohlfahrtsstaat? Wirf endlich den Verbandskasten weg.”

Es ist noch nicht der zehnte Juli. Bis dahin hat Roger seinen persönlichen Koffer bestimmt gepackt - seinen Spielzeugkoffer, wie Marie-Lou ihn nennt -, und die Righwings sind abgereist. Roger bleibt zwei Monate weg, bis zum 4. September. Wir von Journal.21 wollen ihm die Zeit gönnen und freuen uns schon auf seine Memoiren, aus denen wir gerne Auszüge veröffentlichen werden. Lieber Roger Rightwing: Erhol dich! Schreib fleissig! Bleib uns erhalten! Denn so bleibt auch diese Rubrik herhalten.

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