Wenn Politiker krumme Dinge drehen, sind meistens Vetternwirtschaft, Korruption, dubiose finanzielle Transaktionen und oft Sex im Spiel. Ein Abgeordneter des portugiesischen Parlaments ist auf ganz andere Art ins Visier der Justiz geraten – sehr zum Ergötzen vieler Landsleute. Nur den Anführern der xenophoben Partei Chega, die der Verdächtige im Parlament vertrat, ist das Lachen vergangen.
Gross war am 10. März letzten Jahres der Jubel in den Reihen der noch jungen rechtsextremen Partei Chega. Sie errang bei der vorvorgezogenen Neuwahl des portugiesischen Parlaments immerhin 50 der insgesamt 230 Sitze. Einen davon gewann der jetzt 40 Jahre alte Miguel Arruda von der fernen Azoren-Insel São Miguel, und er musste wohl öfter zwischen dieser Insel und Lissabon hin- und herfliegen – bis er selbst aufflog.
Verräterische Überwachungskameras
Vor gut zwei Wochen kam er ins Visier der Polizei, die ihn verdächtigte, die Koffer anderer Passagiere von den Gepäckbändern an den Flughäfen von Ponta Delgada (auf der Insel São Miguel) und Lissabon «mitgehen» zu lassen. Sie stützte sich auf Bilder von Überwachungskameras und Funde bei Durchsuchungen seiner Wohnungen auf den Azoren und in Lissabon.
Arruda und/oder seine Frau sollen Kleidungsstücke aus den Koffern per Internet zum Verkauf angeboten haben. Nationale Medien berichten, dass der Abgeordnete entwendete Gepäckstücke in seinem Büro im Parlament aufbewahrt habe – vielleicht eine praktische Lösung für jemand, der sich nach der Ankunft am Flughafen direkt zum Parlament begibt. In dieser Woche meldeten Medien gar, dass er bestellte Kleidungsstücke über die Poststelle des Parlaments verschickt habe, zu Sonderkonditionen, die ihm als Volksvertreter zustanden.
Peinlich für die Saubermann-Partei
Für Chega-Führer André Ventura, der sich gern als Saubermann präsentiert, war das offenbar peinlich. Er forderte von Arruda den Verzicht auf sein Mandat. Arruda trat zwar aus der Partei aus, will dem Parlament aber weiter als parteiloser Abgeordneter angehören. So schrumpft die Chega-Fraktion von bisher 50 auf 49 Mitglieder. Es wird erwartet, dass das Parlament in diesen Tagen die Immunität von Arruda aufhebt.
Ventura hat zuletzt immer mehr und immer lauter gegen «Banditen» gewettert und vor allem offenbar an Menschen mit dunkler Hautfarbe gedacht. Ob er da jetzt auch Arruda einbezieht, ist nicht bekannt. Er vermutete bei Arruda «ein Problem von psychischer oder psychiatrischer Natur». Arruda hat sich erst einmal krankgemeldet, aus psychologischen Gründen.
Der Schreibende war im letzten Jahr mehrmals auf den Azoren, sein Gepäck ging aber nicht verloren. Eine Glückssträhne?