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Jemen

Präsident Saleh verwundet in Saudi Arabien

5. Juni 2011
Journal21
Präsident Ali Abdullah Saleh hat Jemen verlassen, um in Saudi Arabien medizinische Behandlung zu suchen. Seine Verwundung, die am 4.Mai gemeldet wurde, ist offenbar schwerer als zuerst ausgesagt worden war.

Am 4. Mai sprachen seine Anhänger von "Kratzern". Der Präsident selbst sprach am Fernsehen, allerdings mit schwacher Stimme und ohne dass seine Person auf dem Bildschirm erschienen wäre. Damals sagte er, er sei so gesund wie seine Zuhörer. Doch nach seinem Abflug in einem Spitalflugzeug nach Riad wurde erklärt, er habe Verbrennungen im Gesicht und Nacken sowie einen Granatsplitter "unter dem Herzen".

Die Überführung nach Riad sei nach Konsultation mit einer deutschen Ärzteequipe erfolgt. Auch andere Verwundete nahmen Teil an dem Transport, und die Gattin des Präsidenten begleitete ihn. Doch sein Sohn Ahmed und seine beiden Neffen, Tariq und Yahya, blieben in Sanaa zurück. Die drei sind die Kommandanten der wichtigsten und best ausgerüsteten Militäreinheiten und Sicherheitstruppen des Landes.

Kein gleich bedeutender Nachfolger

Offiziell übernimmt die Macht in Jemen der Vizepräsident, Abd Rabbu Mansur Hadi, doch er gilt nicht als ein "starker Mann".

Der Präsident und einige seiner Minister und Würdenträger des Regimes wurden in der Moschee des Präsidentschaftskomplexes verwundet. Zuerst hiess es durch Beschuss von aussen, doch später tauchte auch die Hypothese auf, es könne sich um eine Bombe gehandelt haben. Der Anschlag erfolgte im Augenblick, in dem sich der Präsident mit einigen seiner wichtigsten Anhänger in der Moschee befand. Ali Saleh erklärte am Fernsehen, "Verbrecherbanden" hätten den Anschlag durchgeführt. Er dürfte damit auf die Kämpfer seines gegenwärtigen Hauptgegners angespielt haben, Sadik al-Ahmars, des obersten Chefs der Hasched Stammeskonföderation, mit dem er in Sanaa selbst seit mehr als einer Woche in blutigen Kämpfen stand.

Die Wohnquartiere mehrerer Oberhäupter der Ahmar Familie waren in diesen Kämpfen von Armeeeinheiten der Regierung beschossen und dem Vernehmen nach "dem Erdboden gleich gemacht" worden. Doch Sprecher al-Ahmars haben dementiert, dass der Anschlag auf ihre Faktion zurückgehe. Auch der Panzergeneral Ali Mohsen, der sich von der Regierung losgesagt hatte, wurde verdächtigt, er könne den Anschlag organisiert haben. Doch auch er dementierte.

Was tun der Sohn und die Neffen?

Die Verlegung des verwundeten Staatschefs nach Riad verändert das komplexe Machtgefüge in Jemen. Doch ob dies die Krise löst, ist ungewiss. Viel hängt vom Verhalten des Sohns und der Neffen des Staatschefs ab, weil sie als Kommandanten der Elite- und Sicherheitseinheiten, die bisher zum Staatschef hielten, in der Lage sind, entweder die Kämpfe fortzuführen oder zu einem Kompromiss zu gelangen, der freilich ihren Rücktritt von ihren Machtpositionen erforderlich machte.

Wenn sie die Kämpfe fortführen, sind grosse Zerstörungen und Blutopfer in Sanaa und in den anderen Städten Jemens zu befürchten. Dass die drei verbleibenden Kommandanten der Ära des nun verwundeten Präsidenten am Ende gewinnen könnten, ist jedoch unwahrscheinlich, weil bedeutende Kräfte gegen sie aufgereiht sind: sowohl die gegen 200 000 Mann ausmachenden, allerdings nur leicht bewaffneten Stammeskämpfer der Hasched wie gegen die Tanks des Generals Ali Mohsen und die immer noch wachsende Zahl von Armeeeinheiten, die auf ihre Seite übergehen.

Saudi Arabien als der führende Vermittler

Dazu kommt noch die dritte Macht der riesigen Zahl von Demonstranten, die eigentlich friedlich vorgehen wollten, von denen jedoch unter dem Druck der Ereignisse ein Teil sich zu bewaffnen begonnen hat - mindestens mit dem Ziel, die eigenen Wohn- und Aktionsbereiche zu halten.

Die Unsicherheit, ob und wann der Präsident in sein Land zurückkehren werde, trägt weiter zur Unklarheit der gegenwärtigen Lage bei. Der Vizepräsident hat begonnen, mit allen Seiten Gespräche zu führen. Doch zu einem Waffenstillstand in Sanaa ist es noch nicht gekommen.

Die Aussenmächte, deren wichtigste Saudi Arabien ist, weil das arabische Königreich den bankrotten Staat Jemen immer noch mit Hilfsgeldern unter die Arme greift, suchen weiter eine Machtablösung zu erreichen, welche das Land vor dem Chaos eines Bürgerkriegs retten soll.

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