In Florida wird eine Schulleiterin zum Rücktritt gezwungen, weil sie ihren Schülerinnen und Schülern im Kunstunterricht ein Bild von Michelangelos «David» gezeigt hatte. Nachdem sich mehrere Eltern beschwert hatten, wurde sie von der Schulbehörde vor ein Ultimatum gestellt: Kündigung oder Entlassung. Sie kündigte.
Betroffen vom Vorfall ist Schulleiterin Hope Carrasquilla, die an der «Tallahassee Classical School» in Leon County im amerikanischen Bundesstaat Florida lehrte.
Der zwischen 1501 und 1504 vom jungen Michelangelo geschaffene «David» ist die erste Monumentalstatue der Hochrenaissance und gilt als eine der bekanntesten Skulpturen der Kunstgeschichte. Der aus einem einzigen Marmorblock gehauene sechs Tonnen schwere David befindet sich seit 1873 in der «Galleria dell’Accademia» in Florenz.
«Ich bin sehr traurig, dass meine Zeit als Schulleiterin der Tallahassee Classical School zu Ende geht», schrieb Hope Carrasquilla am Donnerstag in einem Brief an die Schulbehörde, der der Washington Post vorliegt.
Barney Bishop III, der Vorsitzende der Schulbehörde, bestätigte gegenüber der Washington Post, dass er Carrasquilla ein Ultimatum gestellt hatte. Zuvor hatten sich Eltern beschwert, weil es nicht «angemessen» sei, David den elfjährigen Schülerinnen und Schülern zu zeigen. Die Schulbehörde kritisiert, dass die Eltern nicht im Voraus informiert worden seien, dass die Lehrerin im Unterricht die nackte Renaissance-Statue vorgestellt hat. Einige Eltern erklärten, es handle sich dabei um «pornografisches Material».
Carrasquilla räumte in ihrem Schreiben an die Schulbehörde ein, dass sie die Eltern nicht über die Unterrichtsstunde informiert hatte, bevor die Bilder von «David» im Unterricht gezeigt wurden.
Die Tallahassee Classical School ist eine konservative, christliche Einrichtung. Laut dem Lehrplan sind die Lehrerinnen und Lehrer verpflichtet, den Sechstklässlern die Renaissance-Kunst zu präsentieren.
Unklar ist, ob jetzt den Schülerinnen und Schülern der Thallahassee School Sandro Botticellis «Geburt der Venus» und Michelangelos «Erschaffung Adams» zuzumuten sind. «Die Erschaffung Adams» ist ein Fresko in der Sixtinischen Kapelle.
Victor Carrasquilla, der Ehemann von Hope Carrasquilla kritisierte gegenüber der Washington Post das Vorgehen gegenüber seiner Frau. Er beschrieb sie als «starke evangelische Christin», die nicht zum Rücktritt hätte gezwungen werden dürfen.
Einige Eltern sagten, ihre Kinder hätten sich beim Anblick des nackten David «unwohl» gefühlt. Doch nicht alle können den Rausschmiss der Lehrerin verstehen. Mehrere erklärten: «Wir sind wieder im Mittelalter gelandet.»