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Kommentar21

Nobel-Europa

15. Oktober 2012

Die Europäische Union hat den Friedensnobelpreis erhalten - von einem Land, das der EU nicht beitreten will. Der Preis ist wohl verdient. Aber es ist ein Preis für die Vergangenheit. Denn mit dem inneren und äusseren Frieden hat die EU heute enorme Probleme. Und erstmals ist der innere Frieden gefährdet. Die Europa-Skepsis nimmt zu. Die latente Spannung zwischen den nördlichen und südlichen Staaten ist explosiv geworden. Die sozialen Proteste in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal wegen der Austeritätspolitik gehen weiter. Das Nobel-Komitee sprach davon. Selbst der Internationale Währungsfonds ist zur Einsicht gekommen, dass Wachstum gefördert werden muss, weil einseitige Austerität katastrophale Folgen haben könnte. Nach langem Hin und Her will die EU mit einem Wachstumspaket und Schuldenaufkauf neben dem Stabilitätspakt dem Rechnung tragen. - Das globale Gleichgewicht verschob sich im letzten Jahrhundert auf die USA und dann nach Asien. Die EU als blosser Staatenbund ist nicht einig und stark genug für diese neue politische und wirtschaftliche Herausforderung. Zum Beweis: Eine Fusion seiner Flugzeugindustrie ist soeben von Deutschland blockiert worden. Vor genau 150 Jahren sagte der französische Historiker Ernest Renan in der Sorbonne: "Die Nationen sind nichts Ewiges. Sie haben einmal angefangen, sie werden enden. Die europäische Konföderation wird sie wahrscheinlich ablösen." Ich warte immer noch darauf - für einen neuen Preis. (Ulrich Meister, Paris)  

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