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Sprach-Akrobatik

Mich laust die Äffin

9. April 2021
Heiner Hug
Der Bär ist los. Und die Bärin?

Mit viel Eifer kämpfen die Gender-Adepten und -Adeptinnen für eine gendergerechte Sprache. Etwas jedoch vernachlässigen die Gender-Kämpfer*innen in ihrem leidenschaftlichen Kampf: die Tiere. Da gäbe es viel zu tun.

Tiere sollten ja auch ein Recht auf eine gendergerechte Darstellung haben. Die Tier-Sprache ist vorwiegend eine Männchen-Sprache. Das muss aufhören. Viele Sprichwörter und Redewendungen müssen dringend neu geschrieben werden. Wieso haben sich die umtriebigen Gender-Fanatiker*innen noch nicht des Themas angenommen?

Hier einige Beispiele:
„Du lieber Schwan.“ Wo bleibt die Schwänin?
„Eine Eselsbrücke bauen.“ Eselinnen dürfen nicht über die Brücke.
„Einen Kater haben.“ Wo sind die Katzen?

„Jemandem einen Bären aufbinden.“ Die Bärin fehlt.
„Sich in die Höhle des Löwen wagen.“ Bei der Löwin wäre es wohl kuscheliger.

„Ein Gedächtnis wie ein Elefant.“ Ein Gedächtnis wie ein*e Elefant*in.
Auf den Hund gekommen. Auf den*die Hu*e*nd*in gekommen.
Mein Name ist Hase. Mein Name ist Ha*ä*se*in.
Der Wolf im Schafspelz. Der*die Wo*ö“lf*in im Schafspelz.

Sieht gut aus. So muss es sein.

Im Gegensatz zu den Menschen, bei denen laut den Verfechtern des Genderns eine „Männersprache“ herrscht, ist es bei Tieren komplizierter. Zwar werden vor allem  Weibchen diskriminiert, anderseits aber auch Männchen. Hier einige Beispiele.

Unter aller Sau. Und die Eber?
Katzen würden Whiskas kaufen. Und die Kater sollen verhungern?
Katzenmusik. Wieder ein diskriminierender Ausdruck. Man geht davon aus, dass nur Katzen und nicht auch Kater Katzenmusik spielen.

*-Konstruktionen kommen langsam ausser Gebrauch. Der Stern wird durch den Doppelpunkt ersetzt. Immer mehr in Mode kommt auch, Männchen und Weibchen gleichzeitig zu nennen, getrennt mit einem Doppelpunkt. Das sieht gut aus und ist gerecht.

Bei Nacht sind alle Katzen:Kater grau.
Es hagelt Katzen:Kater.

Einen Affen:eine Äffin sitzen haben.
Die Hunde:die Hündinnen bellen, die Karawane zieht weiter.

Mit Speck fängt man Mäuse:Mäuseriche.

Den Bock:die Ziege zum Gärtner:zur Gärtnerin machen.
Die Sau:den Eber rauslassen.

So. Endlich herrscht sprachliche Gerechtigkeit.

Goethe würde heute sagen: „Schlagt ihn tot, den Hund:die Hündin! Er:sie ist ein*e Rezensent*in!“ Und der Pudel, der sich im „Faust“ in Mephistopheles verwandelt, wäre heute ein*e „Pudel:eine Pudelin“. „Das ist des Pudels:der Pudelin Kern.“

Auf den Duden ist wieder einmal kein Verlass. Er hat bekanntgegeben, dass er bald 12’000 Per­so­nen- und Be­rufs­be­zeich­nun­gen so ändert, dass weib­li­che und männ­li­che For­men gleich­be­rech­tigt da­ste­hen. Tiere werden vergessen und weiter diskriminiert. Das ist eine Schande.

Auch vom „Verein Deutsche Sprache“ (VDS), der sich generell gegen das Gendern wehrt, können Tiere keine Hilfe erwarten. Selbst die Tierschutzorganisationen schlafen und sehen das Problem nicht.

Wir wissen: Gerechtigkeit und Gleichberechtigung auf dieser Welt kann nur herrschen, wenn auch in der Sprache Gerechtigkeit herrscht. An vielen Unis werden Leitfäden für eine gendergerechte Sprache verabschiedet. Jetzt braucht es dringend eine militante Bewegung für gendergerechte Behandlung der Tiere. Da liegt der Hase:die Häsin im Pfeffer.

Natürlich gibt es Leute, die haben null Bock auf eine gendergerechte Tiersprache: Oder korrekter: „Null Bock:null Ziege“.

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