Eine gelehrte Untersuchung über den Philosophen Theodor W. Adorno spricht von „Kunst als Maschinenraum der Wirklichkeit“. „Zeit online“ publiziert eine Artikelreihe über Robotik und Künstliche Intelligenz unter dem Serientitel „Maschinenraum“. Eine literarische Veranstaltung mit dem Lyriker Morten Søndergaard läuft unter der Annonce „Einblick in den Maschinenraum der Sprache“. Auch der Linguist Daniel Everett benützt die Wendung vom „Maschinenraum der Sprache“, wenn er über strukturelle Eigenheiten von Sprachfamilien theoretisiert.
Die Maschinenraum-Metapher evoziert die Vorstellung eines Ozeandampfers. Die Passagiere spüren nichts von der Maschinerie tief im Schiffsrumpf, die ihnen das komfortable Reisen ermöglicht. Ist Sprache tatsächlich ein solcher Dampfer? Oder liegt es lediglich an einem mechanistischen Instrumentarium der Linguistik, wenn ihre Forschung zu solchen Bildern führt? – Die Metapher stimuliert das Nachdenken; also ist sie schon mal gut.
Allerdings scheint der Maschinenraum-Terminus nun Mode geworden zu sein. Einer Techno-Band gibt er den Namen. Vermehrt taucht er sodann in Texten auf, die sich mit Avantgarden befassen und sich selber dazu zählen. „Maschinenraum“ zu sagen, ist cool geworden. Es gehört zur urbanen Szene der aufgelassenen und stylish umgewandelten Industrieareale und funktioniert als Passwort für die Zugehörigkeit zum Orden der angesagten Zeitdiagnostiker.
Ebenfalls jüngeren Datums ist die Metapher „Komfortzone“. Gebraucht wird sie stets in der Wendung „die Komfortzone verlassen müssen“. Man bezieht sie niemals auf sich selbst, sondern stets auf andere. Adressaten sind Gruppierungen, Organisationen oder Branchen, die stehengeblieben, die bequem und geistig träge geworden sind und sich im Komfort einer geschützten Zone gemütlich installiert haben. – Diese nicht ganz triviale Konstellation in ein bildhaftes Wort zu fassen, ist die semantische Leistung unserer Metapher.
Doch das ist noch nicht alles. Im Ausdruck „Komfortzone“ schwingt nämlich auch ein apokalyptischer Unterton mit: Noch ist sie ein bevorzugter, geradezu paradiesischer Ort, aber eigentlich hat ihre Stunde schon geschlagen. Ihren denkfaulen Bewohnern gilt der drohende Wink, die komfortable Nische werde bald veröden.
Den verborgenen Maschinenraum ausleuchten, den Trug einer Komfortzone entlarven: die neuen Metaphern sind nicht so sehr Beschreibungen von Gegebenheiten und Umständen, sondern Inszenierungen der Sprechenden. Wer so redet, zeigt vor allem auf sich selbst als Ausleuchter und Entlarver, bescheinigt sich die kühle Überlegenheit des Taktgebers und Zeitdeuters. Die modernen Metaphern sind Instrumente der Selbstvermarktung.