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Sprach-Akrobatik

Manager sind ehrenwerte Leute, aber ...

13. September 2013
Heiner Hug
… aber schreiben und sprechen können viele nicht. Ihr hochstaplerisches Kauderwelsch schreit oft zum Himmel.

"Mein Leben ist eine giving-story. Für den Erfolg war mein coordinated concept entscheidend“.

„Wer seinen USP nicht richtig brandet, pusht bei seiner Community keine ausreichende Awareness. Und wer dann nicht als smartfollower schnell genug zu einem neuen Business Model switcht, wird schneller als ihm lieb ist, als underperformer geoutphased.“

Manager sagen „Profitabilität“ und meinen „Rentabilität“.

„Ein Hauch von Brainsharing mit dem Customer könnte die Topics, Key Points und Top Issues der High-Level-Performer doch ein wenig easier targeten, um einen Standstill am Point of Sale zu evaden, was stattdessen das Produc wieder monetizen würde.“

Sie sagen: „Wir brauchen eine neue Roll-out Phase“. Immer ist „Awareness“ gefragt.

Sie sind nicht „aufmerksam und offen für Neues“, sie sind „open minded“. Und sie committen sich, und sie definieren ihre „milestones“. Und sie wollen alle „abcashen“.

Wie sagte da jemand: „Management Speak is the art of saying nothing with as many words as possible in order to get your boss to nod and move along.“

Oder auf Deutsch: Rhetorik ist die Kunst, Unverständliches so feierlich vortragen zu können, dass jeder einzelne Zuhörer meint, der Nachbar verstehe alles, bloss er selber sei zu dumm, und damit dies die anderen nicht merken, tue er am besten so, als habe auch er alles verstanden. (Manfred Rommel, deutscher Politiker).

Anders gesagt: Wer sich verständlich ausdrückt, gilt als ungebildet.

Doch es geht nicht nur um den „denglischen“ Sprachmüll, um diese Sprachhülsen, die oft gar nicht richtiges Englisch sind. Auch deutsche Phrasen sind oft hohl. Geschäftsberichte, Reden und Präsentationen sind voll von diesen sprachlichen Vernebelungen und nichtssagenden Stereotypen.

Da gibt es den „Alternativdiskussionsstoff“. Da gibt es die „Prozesskostenbewertung“, die „Kostenplausibilisierungen“, die „Schattenkalkulationen“,  den „Projektfortschritt“, die „Einzelkomponenten-Integration“.

Manager sprechen von „Kommunikationsinhalt“. Hat ihre Kommunikation nie einen Inhalt?

Da gibt es, das „Wettbewerbstool mit Fokussierung der Komponenten der Implementierungsbreite".

Was ist eine „Kommunikationseinheit“, eine „Berichtseffizienz“?

Da gibt es die „Akzeptanz-Analysen“, die „Schnittstellenproblematik“.

„Effizienzorientierte Verhandlungen“ – gibt es denn Verhandlungen, in denen man bewusst kein Ergebnis ansteuert, keine Effizienz will?

Da gibt es die „zielgruppenorientierte Schulung“. Wenn es nicht-zielgruppen-orientierte Schulungen gäbe, wären sie ziemlich für die Katz‘. Was ist „zielgruppenbasiert“?

Was sind „konsequenzgerichtete Verhandlungen“?  Was ist ein „Nachhaltigkeitsbonus“?

Der Unternehmensberater Matthias Wiemeyer erzählt: Da kommt der Vater am Abend nach Hause. Die Tochter sagt. "Allem Anschein nach sind Deine physischen Ressourcen heute stark beansprucht worden. Waren die Herausforderungen des Marktumfeldes besonders anspruchsvoll?" Die Tochter hätte auch sagen können: "Du siehst müde aus, Papa."

(Einige der angeführten Beispiele sind aus dem Netz gefischt.)

 
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