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Die Kaki

Kulinarium:

10. November 2010
Journal21
Jetzt sind sie bald reif, die goldenen Früchte des Zeus. Tausend Legenden ranken um sie.

Kaki, Toskana, 10.11.2010
Kaki, Toskana, 10.11.2010

Sie kündigen den Winter an. Die Bäume sehen jetzt aus wie Skelette, geschmückt mit bis zu hundert Lampions. Südlich von Florenz fehlt der Kaki-Baum in kaum einem italienischen Garten. Ab Mitte November werden die Feuerbälle geerntet.

Der Baum und seine orange-gelben Früchte gehören zu den verklärtesten Gewächsen auf Erden. Sie sollen positive Energie freisetzen und das Leben verlängern. 1945 wurde über Nagasaki eine Plutoniumbombe abgeworfen. 80‘000 Menschen starben sofort. Ganz in der Nähe des Epizentrums stand ein Kaki-Baum. Er überlebte. Der Kaki-Baum – Symbol des Überlebens.

Er stammt ursprünglich aus China und Japan. Mitte des 19. Jahrhunderts kam er nach Europa. Vor allem in Italien und im südlichen Frankreich wird er kultiviert. Er braucht viel Sonne. Dort, wo Olivenbäume wachsen, wachsen auch Kaki-Bäume.

Gegen Alzheimer und Arteriosklerose

Im Oktober werfen die Bäume plötzlich ihre grossen Blätter ab. Dann steht nur noch das Baumgerüst mit seinen magischen Früchten. Je kälter es jetzt wird, desto besser werden sie. Die Fröste entziehen ihnen ihren herben Geschmack.

Kaki sollen nicht nur das Leben verlängern. Sie sollen das Fieber senken, bei Blutergüssen helfen, den Haarwuchs fördern, den Blutdruck senken, gegen Alzheimer und Arteriosklerose wirken und Hämorrhoiden bekämpfen.

Doch nicht deshalb stehen sie in fast jedem italienischen Garten. Die „göttliche Birne“, wie die Frucht auch genannt wird, ist süss wie Honig. Sie ist eines der gesündesten Nahrungsmittel. Kaki sind Vitamin C-Bomben mit einem hohen Anteil an Beta-Carotin, Potassium, Kalzium, Kalium und Magnesium. Da sie nur 66 Kalorien je hundert Gramm enthalten, gehören sie zur winterlichen Diät-Küche.

Doch die Kaki enthalten auch sehr viel Tannin. Das gibt der Frucht einen herben, pelzigen Geschmack. Und gerade den lieben nicht alle. Kaki polarisieren: Man liebt sie nicht ein bisschen. Man liebt sie heiss oder hasst sie.

Die „Früchte des göttlichen Feuers“, wie sie in Asien auch heissen, werden in Italien oft unreif geerntet. Man wickelt jede Kaki in Zeitungspapier ein und legt sie mit einem reifen Apfel in eine Kartonschachtel. Nach zwei, drei Wochen sind sie wunderbar reif und süss.

Natürlich gibt es viel esoterischen Schnickschnack. In der chinesischen Literatur werden den Kaki wunderbare Dinge zugeschrieben. Sie sind gegen Schlangenbisse und bekämpfen gar den Alkoholismus.

Die erotische Frucht

Eine japanische Studie soll gezeigt haben, dass Kaki bei Leukämie wirken. In Japan werden an Neujahr in den Shinto-Schreinen Kaki geopfert. Auf Friedhöfen wird gekochter Reis auf Kakiblättern den Toten serviert. Zur Kremation der Verstorbenen verwendete man Holz des Kaki-Baums. Aus den Blättern des Baums brauen die Japaner heute noch Tee; er soll gegen körperliche Leiden wirken.

Es gibt Früchte, die bis zu 400 Gramm schwer sind. In Italien löffelt man sie meist aus der Schale. Viele essen die Schale mit, denn sie soll besonders gesund sein. Zudem gibt es Dutzende von Rezepten. Kaki werden aufgeschnitten und mit Zitronensaft beträufelt. Oder man mixt sie mit Joghurt oder Quark, bestreut die Mischung mit Zucker und garniert sie mit Mandeln. Es gibt auch Kaki-Kuchen.

Und neben all den wundersamen Eigenschaften werden Kaki in Italien natürlich auch potenzfördernde Wirkung zugesprochen. Ihre leuchtend glänzende dünne Schale und ihre pflaumenartige Konsistenz haben sie schon im 19. Jahrhundert zu einer erotischen Frucht gemacht. Noch heute heissen sie da und dort im Volksmund: Die goldenen Brüste.

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