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Sprach-Akrobatik

Keine Einwände mehr gegen Kollaborateure?

20. Februar 2014
Urs Meier
Kollaboration und Kooperation sind nicht das gleiche. Oder eben doch? Das ist eine historische Frage.

Kooperation und Kollaboration, die im Latein wurzelnden Wörter für Zusammenarbeit, werden heute oft synonym gebraucht, obschon sie ganz verschiedene Bedeutungen haben. Oder muss man sagen: hatten? Um sie auseinanderzuhalten, braucht es die Kenntnis des Zusammenhangs, in die der Begriff der Kollaboration ursprünglich gehört.

Kollaboration meint die eigennützige Mitwirkung an einer Fremdherrschaft zum Schaden des eigenen Landes. Kollaborateure sind deshalb eine verachtete Spezies. Im politischen Vokabular des Widerstands gegen die deutsche Besetzung im Zweiten Weltkrieg war Kollaboration ein Schlüssel- und Kampfbegriff. Eine gute Übersicht politischer Sprachgeschichte v.a. mit Bezug zu Nazi-Deutschland bietet der Wikipedia-Artikel über Kollaboration.

Der Duden hält an dieser historischen Wortbedeutung zwar fest, bezeichnet aber Kollaboration und Kooperation trotzdem als Synonyme. Allerdings vermerkt er einschränkend, Kollaboration sei ein bildungssprachlicher Begriff für Zusammenarbeit.

Beobachtet man den aktuellen Sprachgebrauch, so drängt sich die Vermutung auf, diese Einschränkung werde bald hinfällig sein. Wahrscheinlich trägt der Einfluss des Englischen – es verwendet die Begriffe völlig gleichwertig – dazu bei, dass in Wirtschaft und Politik die Ausdrücke Kooperation und Kollaboration inzwischen austauschbar sind.

Das Dritte Reich ist Geschichte, die Gegenwartssprache hat sich von den Erfahrungen der besetzten Völker gelöst. Man kann nur hoffen, es werde keinen neuen Anlass mehr geben, Kollaboration von Kooperation sprachlich abzugrenzen.

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