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Kommentar21

(K)ein Ende der Machbarkeit?

11. Juni 2015
Klara Obermüller
Am kommenden Sonntag stimmt die Schweiz über Zulassung resp. Verbot der Präimplantationsdiagnostik ab. Überzeugende Argumente gibt es auf beiden Seiten.

Wer in der Schweiz Nein sagt zu Präimplantationsdiagnostik, Leihmutterschaft oder anderen Errungenschaften der modernen Fortpflanzungsmedizin, setzt ein Zeichen, auf Dauer verhindern wird er sie nicht. Denn wer über die nötigen Mittel verfügt, geht ins Ausland und bekommt dort, was hierzulande verboten ist. Der Trend zu immer breiterer Anwendung des Machbaren scheint unumkehrbar. Längst braucht Kinderlosigkeit oder Erbkrankheit kein Schicksal mehr zu sein. Gleichgeschlechtliche Paare können sich via Internet den Wunsch nach eigenem Nachwuchs erfüllen. Eltern kranker Kinder wird in ausländischen Laboren zu einem sog. Retterbaby verholfen. Dank PID lässt sich verhindern, dass Erbschäden an Folgegenerationen weitergegeben werden. Wir können es, also tun wir es. Was soll falsch daran sein?

Ich kenne schwule und lesbische Paare, die wunderbare Eltern sind. Ich kann das Glück einer Familie nachempfinden, die endlich ein geheiltes, ein gesundes Kind in ihrer Mitte willkommen heissen darf. Niemandem soll Verzicht gepredigt, niemandem wissentlich Leid aufgebürdet werden.

Und doch beschleicht mich ein Unbehagen, wenn ich sehe, wie immer gravierender, immer nachhaltiger in den – zugegeben, oft fehlerbehafteten – Lauf der Natur eingegriffen wird. Kinderlosigkeit, Behinderung, Gen-Defekte lassen sich überwinden, verhindern, eliminieren. Wir können es, also tun wir es. Wer es unterlässt, ist selber schuld. Ich weiss, ich habe gut reden, ich habe das Thema Fortpflanzung hinter mir. Gleichwohl sage ich Nein zur Präimplantationsdiagnostik: im Wissen, dass der Trend nicht aufzuhalten ist und ich betroffenen Familien vielleicht Unrecht tue. Ich wollte einfach ein Zeichen setzen, mehr nicht.

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