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Jordanien unter Druck des IS und syrischer Füchtlingsmassen

22. Juni 2016
Arnold Hottinger
Jordanien reagiert auf IS-Anschläge, indem es den syrisch-jordanischen Grenzraum den Militärs unterstellt.

Jordanien hat seine Grenze nach Syrien militarisiert. Das bedeutet, wie der jordanische Generalstabschef, General Mish'al al-Zibu,  erklärte, dass die Armee auf alle Bewegungen von Personenen und Gefährten im Grenzraum, die nicht zuvor mit ihr koordiniert worden sind, "erbarmungslos" das Feuer eröffnen werde.

Improvisierte Flüchtlingslager in der Wüste

Die Grenze ist hauptsäclich eine Wüstengrenze. Doch tief in der Wüste sind inzwischen mehr oder weniger improvisierte Flüchtlingslager entstanden. Flüchtlinge aus dem Inneren Syriens, sogar aus dem IS-Bereich in der Provinz Raqqa, warten dort, um nach Jordanien eingelassen zu werden.  Doch Jordanien lässt nur wenige jeden Tag ein. Offiziell weil zuerst untersucht werden muss, ob die angeblichen Flüchtlinge in Wirklichkeit Terroristen sind, die versuchen sich nach Jordanien einzuschleichen.

In der Praxis dürfte bei der Auswahl auch eine Rolle spielen, dass Jordanien den Zustrom von Flüchtlingen bremsen will. Es gibt schon mehr von ihnen innerhalb des Königreiches als es für die Ruhe und Ordnung in Jordanien und für die Wirtschaft des Landes tragbar erscheint.

IS-Anschläge gegen Jordanien

Infiltratoren nach Jordanien gibt es tatsächlich. Der IS schickt sie aus, um Jordanien dafür zu bestrafen, dass es mit den Saudis und den Amerikanern aktiv zusammenarbeitet, um den IS zu bekämpfen. Vor zwei Wochen erschoss ein Bewaffneter in der Nähe eines Palästinenser-Lagers bei Irbid, Nordjordanien, fünf jordanische Sicherheitsbeamte. Er wurde gefangen genommen, und die Untersuchungen gegen ihn laufen noch. Deshalb verboten die Behörden weiter gehende Informationen über den Fall. Es ist jedoch überaus wahrscheinlich, dass der Anschlag von IS motiviert und vielleicht auch organisiert worden war.

Selbstmordbomber gegen die Armee

Die nun erfolgte Massnahme der Militarisierung des Grenzraums ist die Folge eines Selbstmordbombenangriffs auf einen jordanischen Grenzposten, von dem die Armee sagt, das Bombenfahrzeug sei aus dem Flüchtlingslager von Ruqban, tief in der Wüste an der drei Länderecke von Syrien, Jordanien und dem Irak, ausgefahren.

Dieser motorisierte Selbstmordangriff hat 6 Mitglieder des Grenzschutzes in den Tod gerissen und 14 Soldaten verwundet. Die Armee war sichtlich erbost darüber, und auch König Abdullah selbst gelobe Rache.

60 000 Menschen inmitten der Wüste

In Ruqban sollen sich zur Zeit über 60 000 syrische Flüchtlinge aufhalten. Sie haben sich dort seit dem vergangenen Januar angesammelt und aufgestaut. Für ihr Überleben mitten in der syrischen Wüste sind sie voll abhängig von Hilfeleistung humanitärer Gruppen, die von Jordanien aus wirken. Es ist anzunehmen, dass diese Hilfswerke künftig all ihre Akivitäten im Grenzraum auf beiden Seiten der jordanisch-syrischen Grenzlinie in allen Einzelheiten mit den jordanischen Militärs werden koordinieren müssen. Für diese wird die Sicherheit Priorität geniessen gegenüber der Versorgung der Flüchtlingsmassen. Die Militärs, so heisst es nun in Amman, werden für alle Belange an der Grenze zuständig sein.

Was dies in der Praxis für die Flüchtlingsmassen in der Wüste bedeuten wird, bleibt anzuwarten. Doch wird es schwerlich mithelfen, ihre Lage erträglicher zu machen, viel eher umgekehrt.

Zynisches IS-Kalkül

Für den IS liegt ein Gewinn darin, wenn das Überleben der Flüchtlinge noch prekärer wird, als es bisher war. Viele der flüchtigen Zivilisten kommen aus den von den Terroristen beherrschten Gebieten und sind trotz dem Verbot des IS, "das Kalifat" zu verlassen, entflohen. Wenn es ihnen schlecht geht und viele der besonders gefährdeten Kinder ihr Leben verlieren, werden die anderen Untertanen des Kalifates zögern, die Flucht zu wagen. Was den Wünschen der Terroristen entspricht.

 

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