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Kommentar21

Infantilisierung

30. Januar 2013

Derzeit findet in Nürnberg die Spielwarenmesse statt, und die Branche freut sich über ein stetiges Wachstum - trotz sinkender Geburtenraten. Da Kinder heute mehr Betreuer und Betreuerinnen als früher hätten, bekämen sie eben mehr geschenkt, sagte dazu ein Branchensprecher. Was er nicht sagte: Auch die sogenannten Erwachsenen gehören zur Zielgruppe der Spielzeughersteller. Die Film- und die Buchbranche hat das schon längst begriffen. Am besten verkauft sich das, was schon die Kleinen verlockt. Das spricht auch die Generation der 30- bis 40-Jährigen an. Denn die spielt immer noch. Zusätzlich machen Smartphones und Social Networks infantiles Mitteilungsbedürfnis zum Normalfall. Und das, was früher bitterer Ernst war, wird heute zum Kinderspiel: das Töten im Krieg. Davon berichtete kürzlich Prinz Harry. In Afghanistan mache ihm das Schiessen vom Helikopter aus viel Freude, «denn ich bin einer von diesen Leuten, die gerne Playstation und Xbox spielen. Und ich liebe den Gedanken, dass ich mit meinem schnellen Daumen ziemlich nützlich bin.» Nützlich ist auch die Verbindung von Spielrobotern mit Smartphones. Diese Verbindung erlaube es jetzt, sagte ein Sprecher in Nürnberg, von unterwegs mit seinem Tablet-Computer über das Smartphone im heimischen Spielroboter einen Blick ins Kinderzimmer werfen – und dabei den Roboter noch zu bewegen! Der spielende Mensch, bei Friedrich Schiller eine Art utopische Anthropologie, wird dank der Technik zum blossen Kindskopf. (Stephan Wehowsky)

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