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Havanna

Herzliches Tête-à-Tête

21. September 2015
Journal21
(Foto: Keystone/EPA/Alex Castro)
(Foto: Keystone/EPA/Alex Castro)
Der Atheist und der Heilige Vater: Über eine halbe Stunde lang haben der Pontifex und der Comandante miteinander geplaudert.

Federico Lombardi, der Sprecher des Vatikans, bezeichnete die Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem einstigen Revolutionsführer als "herzlich". Dabei waren auch Familienmitglieder von Fidel.

Nach der Revolution hatte Fidel Castro alle religiösen Feiertage abgeschafft und Weihnachten verboten. Zudem verwies er über hundert Priester des Landes. Als Papst Johannes Paul II. 1998 Kuba besuchte, führte das Land Weihnachten wieder ein. Auch wenn die katholische Kirche jahrzehntelang fast im Untergrund vegetierte, gilt Kuba seit je als ein sehr katholisches Land.

Es ist das dritte Mal, dass Fidel Castro einen Papst trifft. 1998 kam er in Havanna mit Johannes Paul II. zusammen und 2012 mit Benedikt XVI. Fidel Castros Bruder, Raoul, der heutige Staatschef, war im Mai im Vatikan empfangen worden.

Die vom Papst immer wieder geäusserte Kritik am Kapitalismus ist in Kuba auf offene Ohren gestossen. Raoul Castro witzelte nach seinem Besuch im Vatikan, wenn der Papst so weitermache, werde er gar wieder der katholischen Kirch beitreten.

Franziskus überrachte Castro als Geschenk unter anderem ein Buch von Jesuitenpater Amando Llorente. Er war ein Lehrer von Fidel Castro und starb vor fünf Jahren in den USA.

Im Gegenzug überreichte der Comandante dem Papst eine Schrift, die er 1985 verfasst hatte und in der er seine Ansichten zur Religion darlegt.

Das Treffen der beiden fand am Sonntag, 20. September statt. Die Bilder der Begegnung wurden am Montag von der staatlichen Website "Cubadebate" freigegeben.

Zuvor hatte der argentinische Papst auf dem Revolutionsplatz in Havanna, der von einem riesigen Porträts des argentinischen Revolutionsführers Che Guevara dominiert wird, eine Messe zelebriert. Zehntausende nahmen an der Grosskundgebung teil.

Vor dem Papst-Besuch amnestierte die Regierung 3'522 Häftlinge, vor allem Leute über 60 und unter 20 Jahren. Politische Gefangene sind nicht unter den Freigelassenen.

Eine Begegnung mit Regimekritikern stand nicht auf dem Programm. Laut Agenturmeldungen stehen einige Oppositionelle während des Papstbesuchs unter Hausarrest. Andere wurden offenbar daran gehindert, an der Messe in Havanna teilnzunehmen.

In Holguín, der drittgrössten Stadt Kubas und in Santiago de Cuba zelebriert der Papst am Montag und Dienstag eine Messe.

Am Dienstag reist Franziskus in die USA weiter. Er war es, der massgeblich zur Annäherung zwischen Havanna und Washington beigetragen hatte. Der Papst erklärte jetzt in Havanna, die Normalisierung zwischen den beiden Völkern erfülle ihn mit Hoffnung.

(J21/Agenturen)

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