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Neue Inszenierung in der Opéra de Paris

Giulio Cesare - Oper in drei Akten von Friedrich Händel

21. Januar 2011 , Paris
Journal21
Es muss einmal gesagt sein: Vierstündige Barockopern wurden in dieser Länge komponiert, weil daneben gegessen und getrunken, gelacht und geschwatzt wurde, weil man auch spazieren ging und sich anderen angenehmen Dingen widmete. Sie wurden nicht dafür komponiert, schweigend auf skelettschädigenden Kindersesseln rezipiert zu werden, und das in sauerstoffarmen Räumen: die Knie unterm Kinn, die Ellbogen zwischen den Rippen, in trauter Intimität mit den Nachbarn rechts und links, Niespartikel von hinten im Nacken und rhythmisches Schnarchen im Ohr.

Um sich dieser exquisiten Tortur hinzugeben muss die Oper schon wunderbare Musik bieten und kurzweilig inszeniert sein. Dies gelang der neuen Pariser Inszenierung fast.

Händels Musik hat etwas Transzendierendes und stimmt, -wie die Mozarts-, heiter und leicht. Allerdings nicht wenn sie so sportlich gespielt wird wie in Paris. Emmanuelle Haim und ihr "Orchestre du concert d’astree" interpretierten fachmännisch, doch so pragmatisch, dass die Süsse und das Geheimnis, sowie mit der spezifischen Melodiosität auch die Seele der Händelschen Musik verloren ging.

Herrlich unterhaltender Zirkus

Die Inszenierung hingegen krankte nicht an Entrümpelung. Im Gegenteil, Laurent Pelly zeigte ein Feuerwerk an Ideen; manche originell, einige witzig, wenige ärgerlich. So wurden zum Gaudi des Publikums Fragmente von Monumentalskulpturen über die Bühne geschleift. Darauf wird getanzt, geritten, gelegen und natürlich gesungen. Cesare wird konfrontiert mit dem Riesenkopf seines Widersachers Pompeius, Cleopatra mit der Kolossalausgabe ihrer selbst. Auch die Kostüme präsentieren sich überraschend; von ägyptisch à la Hollywood B Movie, übers Rokoko, bis zur modernen Arbeitskleidung. So wird Cleopatra quasi von den Zofen Marie Antoinettes bedient.

Das Stück wird zu einem herrlich unterhaltenden Zirkus, doch die Burleske verunmöglicht das Drama. Am Schluss hat man eine Reihe von unterhaltenden Momenten gehabt, doch, worum ging es eigentlich?

Rettend wirkten da die Sänger, die als Ensemble wie in ihren Einzelleistungen wirkliche Qualität boten. Doch auch hier wirkte die musikalische Führung fast sabotierend. Die Arien waren, wie einst im Barock, tiefer angesetzt worden und manche kämpften mit dieser Herausforderung in ihrer Stimmlage.

Vor allem Guilio Cesare (Contra-Tenor Lawrence Zazzo) wirkte belegt, was der Intensität seiner Interpretation glücklicherweise keinen Abbruch tat. Auch Cornelia (Varduhi Abrahamyan) kämpfte zeitweise mit der Stimmlage, doch sie überzeugte mit einem warmen dunklen Mezzosopran, der auch in den drammatischsten Momenten nie schrill wirkte. Der helle spritzige Mezzosopran ihres ‘Sohnes’Sesto (Isabel Leonard) bietet dazu einen reizvollen Kontrast. Rundum eine Freude war Natalie Dessay (Cleopatra), eine geglückte Besetzung stimmlich, darstellerisch und auch optisch. Diese zarte, quirlige Pharaonin mit emotionaler Tiefe lässt man sich gerne gefallen.

Giulio Cesare Oper in drei Akten von Friedrich Händel Libretto von Nicola Francesca Haym Nach einer Vorlage von Giacomo Francesco Bussani Opéra de Paris, Palais Garnier Bis 17. Februar

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