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Kommentar 21

Gewalt

17. Juli 2017
Christoph Kuhn
Deutschland tut sich nach wie vor schwer mit der Bewertung des G20-Gipfels in Hamburg.

Die unfassbaren, weil weitgehend unkenntlichen Mitglieder des schwarzen Blocks, die sich in Hamburg während des G20-Gipfels kräftig ausgetobt haben, nennen sich auch „Autonome“. Autonomie bedeutet, nach eigenen Gesetzen zu leben. Seit wann gibt es Gesetze, die einem erlauben, Autos anzuzünden und Supermärkte zu plündern? Nach gesundem Menschenverstand beurteilt, sind das doch eher Gesetzeswidrigkeiten. Aber da irre ich mich wohl, beweise ungesunden Verstand. Die eigenen Gesetze der Autonomen laufen den landesüblichen Gesetzen natürlich zuwider – das ist einfach so. Auf diese Weise verliefen und verlaufen so manche Kontroversen (Debatten wird´s man nicht nennen wollen) in den deutschen Medien, oft im Talk-Show-Format. Hirnrissig und manchmal nur noch unfreiwillig komisch, was sich verbohrte Ideologen oder klammheimliche Sympathisanten des schwarzen Blocks einfallen lassen, um die Hamburger Gewalt-Orgie und ihre Auslöser zu verstehen und zu absolvieren. Unlösbare Probleme scheint, in diesem Zusammenhang, vor allem der Umgang mit dem Begriff der  Gewalt zu bieten. Wobei rätselhaft bleibt, warum es einem Teil der friedlich Demonstrierenden so schwer fällt, sich von den mitmarschierenden Kriegern und Zerstörern zu distanzieren.

Weitab vom Schuss, in der Schweiz, im Zürcher „Tages-Anzeiger“ äusserte sich vor ein paar Tagen der bekannte Anwalt Bernhard Rambert zu den Vorfällen und brachte das Ganze auf den (extremen) Punkt. „Gewalt ist grundsätzlich schwierig“, meinte er tiefsinnig, um dann zu erklären: „Wenn ein Neonazi dem Polizisten einen Stein an den Kopf wirft, werde ich ihn nicht verteidigen. Wenn es ein Kommunist tut, überlege ich es mir.“ Demnach wäre Gewaltausübung je nach Ideologie des Täters verteidigungswert oder nicht? So sehen es wahrscheinlich auch die Autonomen in ihrer eigenen (Un)gesetzlichkeit.

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