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Made in Asia [06]

"Ganz dr Nonno!"

11. Oktober 2010
Peter Achten
Die koreanische Arbeiter-Partei feiert. Und wie. Zum 65. Jahrestag der Parteigruendung zackten am Sonntag 20'000 Soldaten im sowjetischen Stechschritt über den Asphalt im Zentrum Pjoengjangs samt Sturmgewehren, Panzern und Raketen. Der südkoreanische Geheimdienst, der die Live-TV-Übertragung mit Argusaugen verfolgte, konnte keine Atombomben ausmachen......

Wie schon am Abend zuvor am Arirang-Fest war auch diesmal im Stadion mit rund 80'000 begeisterten, zuweilen vor politischer Ergriffenheit weinenden Nordkoreanern und Nordkoreanerinnen der 68 Jahre alte, kränkelnde „Geliebte Fuehrer“ Kim Jong-il der Star. Superstar jedoch bleibt Parteigründer Kim Il-sung, der 1994 verstorbene „Präsident auf Ewigkeit“. Er wird noch und gerade heute wieder mit quasi religiösem Eifer als Halbgott verehrt. Ein Starlet, um beim Vergleich zu bleiben, war auch dabei. Kim Jong-un nämlich, der jüngste Sohn des „Geliebten Führers“ mit einer kurzen Schulvergangenheit in Koeniz, Kanton Bern. Erst vor wenigen Tagen wurde der 27 Jahre alte Kim zum Vier-Stern-General – ohne Offiziersschule oder einen einzigen WK! - sowie zu zwei wichtigen Posten in der Partei befördert.

Alles ist möglich

Nachdem die ersten Bilder des jüngeren Kims in Nordkorea veröffentlicht worden waren, schrieb ich vor Tagen über ihn im Vergleich zu seinem Vater: "ganz dr Bappe!" Weit gefehlt. Wie südkoreanische Nordkorea-Experten nun nach genauem Studium der Photos und Videos erkannt haben, gleicht Kim Jong-un nicht seinem Vater sondern vielmehr seinem Grossvater. "Ganz dr Nonno!" also. Bei näherem Vergleich der eben veröffentlichten Photos ist die Ähnlickeit tatsächlich frappant. Die südkoreanischen Nordkorea-Experten suggerieren sogar, dass eventuell Chirurgen-Skalpells im Spiel waren. In Nordkorea, wen wundert es noch, ist eben alles möglich.

Der nordkoreanische Dauphin jedenfalls hat einen guten Start hingelegt. Zur frühzeitigen Krönung hätte eigentlich nur noch der Friedens-Nobelpreis gehört. Schliesslich hat US-Präsident Obama den politischen Prestige-Preis nach nur neun Monaten Regierungszeit erhalten. Im Falle des jüngsten Kim hätte das Nobelpreis-Komitee in Oslo ein innovatives Zeichen für die Zukunft setzen können. Warum nicht zur Erhaltung und Förderung des Friedens und der Menschenrechte jemanden vor der Machtergreifung auszeichnen? Kim Jong-un jedenfalls könnte als Friedens-Nobelpreisträger nicht mehr so locker wie sein Papi mit der Atombombe fuchteln, Südkorea mit der totalen Vernichtung drohen und – dies vor allem – sein eigenes Volk elendiglich hungern lassen.

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