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Ständeratswahlen

Freisinniger Shooting Star

10. November 2019
Journal21
Johanna Capany (Foto: Keystone/Anthony Anex)
Johanna Capany (Foto: Keystone/Anthony Anex)
Der Kanton Freiburg wählt zum ersten Mal eine Frau in den Ständerat. Die 31-jährige Johanna Gapany wirft den bisherigen CVP-Vertreter aus der Kleinen Kammer.

Nach einem chaotischen Findungsprozess scheint zehn Stunden nach Schliessung der Freiburger Wahllokale festzustehen: Der bisher wenig bekannten freisinnigen Kandidatin Johanna Capany gelingt eine eigentliche Sensation.

Mit 31’122 Stimmen wird sie in den Ständerat gewählt. Sie überflügelt damit den bisherigen CVP-Ständerat Beat Vonlanthen um nur 158 Stimmen.

Damit stellt die CVP (die damaligen Katholisch-Konservativen) im sehr katholischen Kanton Freiburg zum ersten Mal seit der Gründung des Bundesstaates im Jahr 1848 keinen Ständerat – vorausgesetzt, das Ergebnis hält.

Da das Ergebnis extrem knapp ist, verlangt die CVP eine Neuauszählung der Stimmen in allen Freiburger Gemeinden. Ob dieser Forderung stattgegeben wird, ist längst nicht sicher, denn eine Nachzählung wäre in Freiburg ein Novum. Angesichts der amateurhaften Stimmauszählung ist der Wunsch nach Nachzählung sicher nachvollziehbar. Doch wie auch immer: Für den bisherigen CVP-Ständerat Beat Vonlanthen und seine Partei bedeutet das Resultat in den Urlanden der Christlichdemokraten eine herbe Niederlage. Und selbst wenn Johanna Capany nach einer Nachzählung mit wenigen Stimmen überflügelt werden sollte: sie ist der neue Shooting Star des Freisinns. (Inzwischen hat die CVP entschieden, keinen Rekurs einzureichen.)

Ohne Probleme wiedergewählt wurde der bisherige Freiburger Ständerat und SP-Präsident Christian Levrat mit 38’337 Stimmen.

Johanna Gapany war bisher Gemeinderätin von Bulle und Freiburger Grossrätin (Kantonsparlament). Da sie im Gegensatz zum bisherigen CVP-Ständerat Beat Vonlanthen wenig bekannt war, wurden ihre Wahlchancen zunächst als gering eingeschätzt.

Chaos

Die Auszählung der Stimmen und die Übermittlung der Daten in die Zentralen waren einfach nur peinlich. Und diese Peinlichkeit dauerte Stunden und Stunden.

Nach Schliessung der Wahllokale dauerte es fast zehn Stunden, bis das Ergebnis vorlag. Die Staatskanzlei sprach von „technischen Problemen“ mit der Übermittlung der Ergebnisse in die Zentrale.

Für den Spott müssen die Freiburger nicht sorgen. „In Spanien werden an diesem Sonntag 20 Millionen Stimmen in drei Stunden ausgezählt“, erklärt uns ein Wahlhelfer. „Wir in Freiburg brauchen für 100’000 Stimmen zehn Stunden.“

Neben Freiburg fand auch in der Waadt und in Genf der zweite Wahlgang der Ständeratswahlen statt.

In der Waadt büsste die SP ihren Sitz zugunsten der Grünen ein. In Genf triumphierte das rot-grüne Duo. Alle drei Westschweizer Kantone, die an diesem Wochenende wählten, schicken je eine Frau in den Ständerat.

(J21)

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