
Im Alter von 88 Jahren ist am Dienstag Shah Karim al Hussaini, bekannt als Aga Khan IV., in Lissabon gestorben. Er stand seit 1957 an der Spitze des ismaelitischen «Imamats», das über kein Territorium verfügt, weltweit aber rund 15 Millionen schiitische Muslime als Mitglieder zählt. Seit 2018 hatte das Imamat seinen Sitz in Lissabon. Es galt als Dach für einen weltoffenen und progressiven Islam.
Der Aga Khan IV., angeblich einer der reichsten Männer der Welt und Nachfahre des Propheten Mohammed, kam 1936 in Genf zur Welt. Er wuchs in Kenia auf, studierte später aber in Harvard und erbte sein Amt als Oberhaupt der Ismaeliten im Alter von nur 20 Jahren von seinem Grossvater. Er war als leidenschaftlicher Züchter von Rennpferden bekannt. Sein Prestige verdankt er aber zum grossen Teil dem Aga Khan Development Network, das nichtkonfessionelle Projekte fördert, unter anderem auf den Gebieten der Bildung, der Gesundheit, der Umwelt, der Landwirtschaft, des Unternehmertums und der nachhaltigen Entwicklung. Er besass die schweizerische, die britische, die französische und die portugiesische Staatsangehörigkeit.
Just Lissabon, wo er nun starb, war 2018 der Schauplatz eines weltweiten Treffens seiner Gemeinde, deren Mitglieder in ihren Ländern gesellschaftlich grösstenteils relativ gut gestellt sind. Zur Feier seines 60-jährigen Jubiläums des Aga Khan als ihr Oberhaupt fanden sich rund 45’000 Ismaeliten in der portugiesischen Hauptstadt ein, die meisten von ihnen europäisch gekleidet und auf den Strassen zu Gesprächen bereit. Ihren Durst stillten sie aber, wie es sich für Muslime gehört, mit Mineralwasser.
An diesem Mittwoch soll bekannt werden, welchen seiner drei Söhne der Verstorbene als Nachfolger an der Spitze der Gemeinschaft bestimmt hat.