Direkt zum Inhalt

Hauptnavigation

  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Sprach-Akrobatik

Es blüht in den Artikeln

11. März 2016
Urs Meier
Viele Texte sind überdekoriert. Die Häufung standardisierter Wendungen bewirkt ein Zuviel an Ausschmückung.

Stehende Redewendungen und bildhafte Ausdrücke dienen zur Dekoration von Texten. Viele unter den Redenden und Schreibenden machen gewohnheitsmässig und ausgiebig Gebrauch von solch schmückendem Beiwerk. Der kollektive Sprachschatz hält es in seiner Abteilung für Allerwelts-Bausteine bereit. Die Medien sind voll davon. Hier einige Fundstücke, herausgepickt aus zufällig gewählten Zeitungsartikeln:

  • landauf, landab
  • so sicher wie das Amen in der Kirche
  • Geld in die Kassen spülen
  • den Fragen aus dem Weg gehen
  • in die Enge treiben
  • klamme Kassen
  • trockene Zahlenhuberei
  • ins Kraut schiessen
  • von der Hand weisen
  • unter die Arme greifen
  • sich die Hände schmutzig machen
  • sich die Finger verbrennen
  • durch die Hintertür einschleichen
  • die Aufgabe/ die Verantwortung schultern
  • eine Stadt aus dem Boden stampfen
  • Bauten hochziehen
  • Unternehmen X befindet sich im Sinkflug
  • es herrscht Katzenjammer
  • die Formkurve zeigt abwärts
  • heisse Eisen anfassen
  • Tiefschläge einstecken
  • die Rennleitung der Partei
  • Rückgrat zeigen
  • das zweischneidige Schwert
  • die zweischneidige Sache
  • das Zugpferd
  • auf dem falschen Fuss erwischt
  • die Quittung bekommen für
  • hinter vorgehaltener Hand
  • die Karten neu mischen
  • das teure Pflaster
  • um den Titel wetteifern
  • rote/ schwarze Zahlen schreiben
  • zu Buche schlagen
  • die Rote Karte zeigen

Nichts gegen mit Bedacht gewählte rhetorische Figuren! Die meisten bildhaften Wendungen sind anschaulich und den Lesenden wohlbekannt – und deshalb leicht verständlich, was selbstverständlich ein Pluspunkt ist.

Nur leider sind viele, sehr viele Medientexte sprachlich überdekoriert. Manche Schreibenden bringen in fast jedem Satz einen solchen Verschönerungs-Baustein unter. Vermutlich glauben sie damit ihre Texte lebendiger zu machen.

Gut Schreiben geht jedoch anders. Sätze mit Atem, Rhythmus und Zug nach vorn kommen ohne Standardfloskeln aus. Stehende Wendungen sind zwar nicht verboten, aber wer sie einsetzt, sollte dafür einen guten, dem Text dienenden Grund haben. Der nahende Frühling reicht nicht als Begründung für blumigen Stil.

Letzte Artikel

Familienfoto

1. Juni 2023

Die EU muss die Grenzen ihrer Möglichkeiten kommunizieren

Erich Gysling
1. Juni 2023

Und wieder Wahlen

Daniel Funk
1. Juni 2023

Steifer Wind von rechts

Heiner Hug
1. Juni 2023

Über einen Theoretiker des asymmetrischen Kriegs

Ali Sadrzadeh
1. Juni 2023

Der junge Simonischek

Rolf App
31. Mai 2023
Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

Fußzeile

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.