Stehende Redewendungen und bildhafte Ausdrücke dienen zur Dekoration von Texten. Viele unter den Redenden und Schreibenden machen gewohnheitsmässig und ausgiebig Gebrauch von solch schmückendem Beiwerk. Der kollektive Sprachschatz hält es in seiner Abteilung für Allerwelts-Bausteine bereit. Die Medien sind voll davon. Hier einige Fundstücke, herausgepickt aus zufällig gewählten Zeitungsartikeln:
- landauf, landab
- so sicher wie das Amen in der Kirche
- Geld in die Kassen spülen
- den Fragen aus dem Weg gehen
- in die Enge treiben
- klamme Kassen
- trockene Zahlenhuberei
- ins Kraut schiessen
- von der Hand weisen
- unter die Arme greifen
- sich die Hände schmutzig machen
- sich die Finger verbrennen
- durch die Hintertür einschleichen
- die Aufgabe/ die Verantwortung schultern
- eine Stadt aus dem Boden stampfen
- Bauten hochziehen
- Unternehmen X befindet sich im Sinkflug
- es herrscht Katzenjammer
- die Formkurve zeigt abwärts
- heisse Eisen anfassen
- Tiefschläge einstecken
- die Rennleitung der Partei
- Rückgrat zeigen
- das zweischneidige Schwert
- die zweischneidige Sache
- das Zugpferd
- auf dem falschen Fuss erwischt
- die Quittung bekommen für
- hinter vorgehaltener Hand
- die Karten neu mischen
- das teure Pflaster
- um den Titel wetteifern
- rote/ schwarze Zahlen schreiben
- zu Buche schlagen
- die Rote Karte zeigen
Nichts gegen mit Bedacht gewählte rhetorische Figuren! Die meisten bildhaften Wendungen sind anschaulich und den Lesenden wohlbekannt – und deshalb leicht verständlich, was selbstverständlich ein Pluspunkt ist.
Nur leider sind viele, sehr viele Medientexte sprachlich überdekoriert. Manche Schreibenden bringen in fast jedem Satz einen solchen Verschönerungs-Baustein unter. Vermutlich glauben sie damit ihre Texte lebendiger zu machen.
Gut Schreiben geht jedoch anders. Sätze mit Atem, Rhythmus und Zug nach vorn kommen ohne Standardfloskeln aus. Stehende Wendungen sind zwar nicht verboten, aber wer sie einsetzt, sollte dafür einen guten, dem Text dienenden Grund haben. Der nahende Frühling reicht nicht als Begründung für blumigen Stil.