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Unesco Welterbe

Eisberge vor Grönland

29. Januar 2014
Georg Gerster
 Der Jakobshavn Isbrae Gletscher beschickt durch den Ilulissat Icefjord die westgrönländische Disko Bucht mit Eisbergen: das Naturschauspiel hat auf der Nordhalbkugel nicht seinesgleichen.

Die Unesco billigte 2004 dem 40 Kilometer langen Eisfjord die Bedeutung von Weltnaturerbe zu. Die Auszeichnung gilt nicht dem  Eiskanal allein, sondern der ganzen Naturveranstaltung um das Fischerdorf Ilulissat („Eisberg“ auf grönländisch). Der Jakobshavner Gletscher, eine Zunge des grönländischen Inlandeises, hat es …
Der Jakobshavn Isbrae Gletscher beschickt durch den Ilulissat Icefjord die westgrönländische Disko Bucht mit Eisbergen: das Naturschauspiel hat auf der Nordhalbkugel nicht seinesgleichen.

Die Unesco billigte 2004 dem 40 Kilometer langen Eisfjord die Bedeutung von Weltnaturerbe zu. Die Auszeichnung gilt nicht dem Eiskanal allein, sondern der ganzen Naturveranstaltung um das Fischerdorf Ilulissat („Eisberg“ auf grönländisch). Der Jakobshavner Gletscher, eine Zunge des grönländischen Inlandeises, hat es eilig. Statt zu kriechen rennt er – bis zu 35 Meter pro Tag. An der Abbruchkante kalbt er täglich grosse und kleine Eisberge. Die grossen bleiben mitunter für Wochen oder sogar Jahre in dem engen Eiskanal stecken, bis sie von dem nachrückenden Eis weiterbugsiert oder zermalmt werden. Die kleinen erreichen unbehindert die Disko Bucht, von wo sie ins offene Meer driften. Die Absenderadresse des Eisbergs, der die Titanic versenkte, hiess Ilulissat

Satelliten haben ein wachsames Auge auf den Gletscher, sie messen unablässig nach. Zwischen 1997 und 2003 verdoppelte er seine Geschwingkeit auf jährlich 9,4 Kilometer. Wenn er es so eilig hat, beliefert er den Atlantik jährlich mit 30 Milliarden Tonnen Eis – genügend für einen messbaren Anstieg des Meeresspiegels.

Sommers machen tausende unterfütterte Schlittenhunde an Ketten Ilulissat unsicher; dafür ist die Aussicht auf die Disko Bucht mit tausenden schwimmenden Eisbrocken jeder Grösse lieblich wie sonst nie. Blaue Schmelzwassertümpel schmücken die Eisberge wie eingesetzte Saphire. Zwischen den Eistrümmern und -bergen navigieren Ausflugsboote. Annäherungen sind nicht ganz ungefährlich. Die frei schwimmenden Eisberge sind in prekärem Gleichgewicht. Unversehens verlieren sie es, taumeln, rollen, wenden, überschlagen sich – und verursachen dabei Mini-Tsunamis mit zerstörerischen Wellen in der ganzen Bucht.

Ilulissat ist schon heute der meistbesuchte Ort Grönlands. Seit kürzlich der Weltkongress der Weihnachtsmänner in Kopenhagen Grönland als die wahre Heimat von Santa Claus anerkannt und das Tourismusbüro von Ilulissat den Briefkasten von Santa Claus übernommen hat, und bereit ist, an seiner Stelle abertausand Kinderbriefe aus aller Welt zu beantworten, stützt noch das Märchen die Attraktion des Naturwunders. – Jahr des Flugbilds: 1989 (Copyright Georg Gerster/Keystone)
Der Jakobshavn Isbrae Gletscher beschickt durch den Ilulissat Icefjord die westgrönländische Disko Bucht mit Eisbergen: das Naturschauspiel hat auf der Nordhalbkugel nicht seinesgleichen.

Die Unesco billigte 2004 dem 40 Kilometer langen Eisfjord die Bedeutung von Weltnaturerbe zu. Die Auszeichnung gilt nicht dem  Eiskanal allein, sondern der ganzen Naturveranstaltung um das Fischerdorf Ilulissat („Eisberg“ auf grönländisch). Der Jakobshavner Gletscher, eine Zunge des grönländischen Inlandeises, hat es eilig. Statt zu kriechen rennt er – bis zu 35 Meter pro Tag. An der Abbruchkante kalbt er täglich grosse und kleine Eisberge. Die grossen bleiben mitunter für Wochen oder sogar Jahre in dem engen Eiskanal stecken, bis sie von dem nachrückenden Eis weiterbugsiert oder zermalmt werden. Die kleinen erreichen unbehindert die Disko Bucht, von wo sie ins offene Meer driften. Die Absenderadresse des Eisbergs, der die Titanic versenkte, hiess Ilulissat

Satelliten haben ein wachsames Auge auf den Gletscher, sie messen unablässig nach. Zwischen 1997 und 2003 verdoppelte er seine Geschwingkeit auf  jährlich 9,4 Kilometer. Wenn er es so eilig hat, beliefert er den Atlantik jährlich mit 30 Milliarden Tonnen Eis – genügend für einen messbaren Anstieg des Meeresspiegels.

Sommers machen tausende unterfütterte Schlittenhunde an Ketten Ilulissat unsicher; dafür ist die Aussicht auf die Disko Bucht mit tausenden schwimmenden Eisbrocken jeder Grösse lieblich wie sonst nie. Blaue Schmelzwassertümpel schmücken die Eisberge wie eingesetzte Saphire. Zwischen den Eistrümmern und -bergen navigieren Ausflugsboote. Annäherungen sind nicht ganz ungefährlich. Die frei schwimmenden Eisberge sind in prekärem Gleichgewicht. Unversehens verlieren sie es, taumeln, rollen, wenden, überschlagen sich – und verursachen dabei Mini-Tsunamis mit zerstörerischen Wellen in der ganzen Bucht.

Ilulissat ist schon heute der meistbesuchte Ort Grönlands. Seit kürzlich der Weltkongress der Weihnachtsmänner in Kopenhagen Grönland als die wahre Heimat von Santa Claus anerkannt und das Tourismusbüro von Ilulissat den Briefkasten von Santa Claus übernommen hat, und bereit ist, an seiner Stelle abertausand Kinderbriefe aus aller Welt zu beantworten, stützt noch das Märchen die Attraktion des Naturwunders. – Jahr des Flugbilds: 1989 (Copyright Georg Gerster/Keystone)

 

 

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