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Afghanistan

Dramatische Szenen in Kabul

16. August 2021 , aktualisiert
Journal21
Einige versuchen über die mit Stacheldraht gesicherte Flughafenmauer zu klettern, um Platz in einem Flugzeug zu ergattern. (Foto: Keystone/EPA/Str)
Einige versuchen über die mit Stacheldraht gesicherte Flughafenmauer zu klettern, um Platz in einem Flugzeug zu ergattern. (Foto: Keystone/EPA/Str)

Tausende stürmen den internationalen Flughafen. Im dem Gedränge starben mindestens sieben Menschen. Schüsse waren zu hören. Die Taliban erklärten am Montag, der Krieg in Afghanistan sei zu Ende.

Inzwischen haben die Taliban rund um den Flughafen einen Sicherheitskordon errichtet und versuchen die Menge fernzuhalten.

In den Strassen der Hauptstadt patrouillierten schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer. 

 

Ein Talibankämpfer am Montag vor dem Präsidentenpalast in Kabul (Foto: Keystone/AP)
Ein Talibankämpfer vor dem Präsidentenpalast in Kabul. Der Sturm der Taliban hatte im Mai begonnen, als die USA anfingen, ihre noch verbliebenen 3’000 Soldaten vom Hindukusch abzuziehen. Seither waren die islamistischen Kämpfer nicht zu bremsen. Innert weniger Tage eroberten sie Provinzhauptstadt um Provinzhauptstadt. Auch die amerikanischen Geheimdienste sind überrascht vom stürmischen Vorstoss der Taliban. Sie hatten prophezeit, Kabul könnte innert sechs bis neun Monaten fallen. Daraus wurden sechs Tage. (Foto: Keystone/AP)

 

Mohammad Naeem, ein Sprecher des politischen Büros der Taliban, erklärte am Montag, die Taliban wollten nicht in Isolation leben. Die neue Regierung werde bald vorgestellt werden. Er rief zu friedlicher internationaler Zusammenarbeit auf. 

Ein hoher Beamter des afghanischen Innenministeriums hatte am Sonntag gegenüber der Agentur Reuters erklärt, Präsident Aschraf Ghani habe das Land Richtung Tadschikistan verlassen. Dort jedoch erhielt er keine Landeerlaubnis und flog weiter nach Oman.

 

Aschraf Ghani
Zuvor war Präsident Aschraf Ghani geflüchtet. In Tadschikistan wollte man ihn nicht, so flog er weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo er politisches Asyl erhielt. (Foto: Keystone/AP/Alex Brandon)

 

Nach der Einnahme von Mazar-i-Sharif und Jalalabad am Samstag hatten die Taliban am Sonntag die Hauptstadt umzingelt und waren von allen Seiten her in die Stadt eingedrungen. Am Abend besetzten sie den Präsidentenpalast und liessen sich fotografieren. 

 

Taliban-Kommandanten am Sonntag im Präsidentenpalast in Kabul. Nachdem die Radikalislamisten innert weniger Tage die grossen afghanischen Provinzhauptstädte erobert hatten, drangen sie in die afghanische Hauptstadt ein und liessen sich im Präsidentenpalast fotografieren. Zuvor war der afghanische Präsident Aschraf Ghani nach Tadschikistan geflohen. ​(Foto: Keystone/AP/Zabi Karimi)
Taliban-Kommandanten am Sonntag im Präsidentenpalast in Kabul. Nachdem die Radikalislamisten innert weniger Tage die grossen afghanischen Provinzhauptstädte erobert hatten, drangen sie in die afghanische Hauptstadt ein und liessen sich im Präsidentenpalast fotografieren. Zuvor war der afghanische Präsident Aschraf Ghani nach Tadschikistan geflohen. ​(Foto: Keystone/AP/Zabi Karimi)

 

„Friedliche Machtübergabe“

Im Internet hatten sie zuvor eine Erklärung veröffentlicht, in der sie ihre Milizen anwiesen, die Stadt nicht mit Gewalt einzunehmen. Allen, die flüchten wollten, sicherten sie freies Geleit zu.

Es seien „Verhandlungen im Gang“, erklären die Taliban, um sicherzustellen, dass „der Übergangsprozess sicher und ohne Gefährdung des Lebens und der Ehre von irgendjemandem von Kabul abgeschlossen wird“.

In einer weiteren Erklärung versicherten die Taliban, das Eigentum und das Geld von Banken, Händlern und anderen Unternehmern sei nicht in Gefahr. 

Trotz der Online-Zusicherungen verlassen seit Mitte letzter Woche Tausende Menschen weiterhin die Stadt und versuchen, irgendwo Zuflucht zu finden.

 

Tausende, vor allem westliche Staatsangehörige, drängen sich am internationalen Flughafen von Kabul und versuchen, das Land zu verlassen. Die meisten westlichen Staaten haben begonnen, ihr Botschaftspersonal auszufliegen. (Foto: Keystone/AP/Tameem Akghar)
Tausende, vor allem westliche Staatsangehörige, drängen sich am internationalen Flughafen von Kabul und versuchen, das Land zu verlassen. Die meisten westlichen Staaten haben begonnen, ihr Botschaftspersonal auszufliegen. (Foto: Keystone/AP/Tameem Akghar)

 

Mazar-i-Sharif, Jalalabad

Am Samstag hatten die Taliban die strategisch wichtige nördliche Provinzhauptstadt Mazar-i-Sharif erobert. Am Sonntagmorgen drangen sie in Jalalabad im Osten des Landes ein. 

Mazar-i-Sharif ist die viertgrösste Stadt Afghanistans und war von der Armee mit Tausenden Soldaten und schweren Waffen verteidigt worden. Provinzrat Afzal Hadid erklärt gegenüber der Agentur Reuters, die Stadt sei fast kampflos gefallen. Auch Jalalabad wurde kampflos übergeben. 

Herat, Kandahar

Am Donnerstag waren bereits die wichtigen Provinzhauptstädte Herat und Kandahar gefallen. Die Einwohner von Herat und Kandahar zeigten sich wütend. Die afghanische Armee, von den USA ausgebildet und mit modernen Waffen versorgt, hat kaum Widerstand geleistet. Beide Städte sind in kürzester Zeit in die Hände der Radikalislamisten gefallen. „Sie haben uns buchstäblich verkauft“, sagte eine Bewohnerin von Kandahar gegenüber Al Jazeera.

Viele der Regierungssoldaten sind zu den Taliban übergelaufen, andere sind geflohen. Tausende versuchen, in die Nachbarländer Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan zu gelangen. 

Einige Bewohner der eroberten Städte versuchen, sich mit den Taliban zu arrangieren. In Herat verkauft ein Mann Taliban-Flaggen.

 

(Foto: Keystone/AP/Hamed Sarfarazi)
(Foto: Keystone/AP/Hamed Sarfarazi)

 

Auch die US-Geheimdienste sind überrascht

Der Sturm der Taliban hatte im Mai begonnen, als die USA anfingen, ihre noch verbliebenen 3’000 Soldaten vom Hindukusch abzuziehen. Seither waren die islamistischen Kämpfer nicht zu bremsen. Innert weniger Tage eroberten sie Provinzhauptstadt um Provinzhauptstadt. 

Innerhalb der afghanischen Armee herrschte letzte Woche Untergangsstimmung. Auch die amerikanischen Geheimdienste sind überrascht vom stürmischen Vorstoss der Taliban. Sie hatten vorletzte Woche prophezeit, Kabul könnte innert sechs bis neun Monaten fallen. Daraus wurden sechs Tage.

(J21)

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