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Buchmarkt

Die Wende?

9. Juni 2019
Heiner Hug
Erstmals seit 2012 kaufen in Deutschland wieder mehr Menschen Bücher.

Wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels soeben mitteilt, kauften in Deutschland im vergangenen Jahr 29,9 Millionen Menschen mindestens ein Buch. Damit konnten Verlage und Buchhandlungen 2018 300’000 Buchkäuferinnen und -käufer zurückgewinnen. Der Umsatz konnte gehalten werden. Die Branche ist gut ins neue Jahr gestartet.

Der Börsenverein jubelt schon: „Wendepunkt auf dem Buchmarkt“ schreibt er. Interessant ist, dass vor allem 20- bis 49-Jährige wieder mehr Bücher kaufen. Das ist jene Kategorie, die in den letzten Jahren am meisten Rückgänge verzeichnet hat. Bei den 20- bis 29-Jährigen stieg die Zahl der Buchkäufer um 15,2 Prozent, bei den 30- bis 40-Jährigen um 15,8 Prozent und bei den 40- bis 49-Jährigen um 2,2 Prozent. Auch in den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind die Zahlen erfreulich. Der Börsenverein rechnet mit einem Umsatzplus von 4,1 Prozent.

Starke Zunahme bei den Sachbüchern

Was ist ein Buch? Gezählt werden Bücher, die in den Buchhandlungen verkauft werden, sowie E-Books und Hörbücher. Mitgerechnet werden neben Belletristik auch Ratgeber, Sachbücher, Kinder- und Jugendbücher, Bücher zu Schule und Lernen, Reisebücher sowie Bücher über Kunst, Musik, Naturwissenschaften, Medizin, Informatik, Technik, Recht und Wirtschaft.

Die einzelnen Kategorien entwickeln sich unterschiedlich: Die Belletristik ist zwar mit 31,5 Prozent aller Bücher mit Abstand die grösste Kategorie; sie nimmt jedoch leicht, um 0,9 Prozent, ab. Am stärksten zugenommen haben Sachbücher (+5,5 Prozent) sowie Kinder- und Jugendbücher (+3,2 Prozent).

Der Umsatzanteil der E-Books wächst, ist aber mit 5,0 Prozent immer noch tief.

„Neue Art der Kundenansprache“

Welches sind die Gründe für die positive Entwicklung auf dem Buchmarkt? „Die Buchbranche arbeitet erfolgreich an neuen Wegen, Menschen für Bücher zu begeistern“, schreibt der Börsenverein.

Verlage und Buchhandlungen seien sich bewusst geworden, dass „eine neue Art der Kundenansprache nötig“ sei. Im Klartext heisst das: Verlage und Buchhandlungen merken langsam, dass sie sich endlich an die neue Zeit anpassen sollten und mit überkommenen Kommunikations- und Verkaufsmethoden keinen Erfolg mehr haben. Dazu gehört auch, dass Bücher vermehrt im Internet vertrieben werden.

Das Image des Bücherlesens verbessern

Die Nähe zum Kunden würde jetzt ausgebaut und neue Massnahmen würden entwickelt, um Menschen für Bücher zu begeistern, schreibt der Börsenverein. Dazu würden neue Ladenkonzepte zählen, kreative Veranstaltungsformate, Social-Media-Aktionen, neue Erzählformate und innovative Verlagsprogramme. Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, wird mit den Worten zitiert: Wir arbeiten „branchenweit an Lösungen für ein modernes, kundenfreundliches Orientierungssystem im Buchhandel sowie daran, das Image des Bücherlesens zu verbessern“.

Probleme hat die Buchbranche vor allem mit steigenden Mieten, der allgemeinen Entwicklung der Innenstädte sowie bei der Nachfolgesuche.

Aus der Schläfrigkeit erwacht

In den vergangenen fünf Jahren hatte die deutsche Buchbranche sechs Millionen Kunden verloren. Das verleitete Kulturpessimisten schnell zur Deutung, dass das Buch, gedruckt oder in digitaler Form, keine Zukunft mehr hat. Vor allem der Verkaufsrückgang bei Jungen und Jüngeren wurde als Anfang vom Ende der deutschen Kulturnation gewertet.

Die neuen Zahlen – sollten sie sich bestätigen – zeigen nun, dass dem nicht so ist. Hat die Buchbranche, die manchmal etwas Schläfriges an sich hatte (oder hat), die Zeichen der Zeit erkannt?

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