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James Foley

Die Selfies der Presse

28. August 2014
Ignaz Staub
Ignaz Staub
Die öffentliche Ermordung von James Foley hat weltweit Bestürzung ausgelöst.

Soziale Medien verbreiteten die Nachricht (und die Bilder dazu) in Windeseile, traditionelle Medien analysierten den Fall ausführlich mit Zeitverzug. Sie berichteten, wie gefährlich es ist, aus Kriegsgebieten wie Syrien zu berichten, und dass immer weniger Medienunternehmen bereit sind, Mitarbeiter in Konfliktzonen zu entsenden. Kriegsberichterstattung ist heute weitgehend ein Job für junge, freie und mutige Journalisten, ohne Backup oder Risikoversicherung.

Daneben nehmen sich die Klagen etablierter Journalisten, sie seien jüngst während der Rassenunruhen in Ferguson (Missouri) von der Polizei drangsaliert worden, eher kleinlich aus. Auch Medienvertreter sind nicht davor gefeit, sich in der Opferrolle zu gefallen, umso weniger, als sie sicher sein können, dass die Kollegen einfühlsam über sie berichten werden. Bedroht! Eingepfercht! Weggewiesen! Sicher unangenehm, allenfalls illegal, aber nicht lebensgefährlich. Und bestimmt nicht bemitleidenswert in jenen Fällen, in denen Journalisten sich schlecht benehmen.

So hat ein Reporter von Al Jazeera America, der aus Ferguson über die Proteste Schwarzer berichtete, seine Vorgesetzten gebeten, ihn vom Schauplatz des Geschehens abzuziehen. Er habe sich, sagt Ryan L. Schluessler, geschämt ob des Verhaltens, das Medienvertreter im Vorort von St. Louis an den Tag gelegt hätten. Zum Beispiel die Fernsehcrews, die auf jener Strasse herumalberten, wo kurz zuvor ein weisser Polizist einen unbewaffneten schwarzer Teenager erschossen hatte. Und sich von Einheimischen nicht stören liessen, die am Tatort beteten.

Die Chefs von Al Jazzera erhörten den TV-Reporter und Schluessler ging. In Ferguson zurück aber blieben noch Hunderte Journalisten aus aller Welt. Zumindest solange, als die Schlagzeilen trächtigen Unruhen andauerten.    

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