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Solothurner Filmtage

Die Probleme hinter dem Krach

22. August 2021
Alex Bänninger
Anita Hugi, hier als neue Direktorin bei der Eröffnung der 55. Solothurner Filmtage, am 22. Januar 2020 in Solothurn.(Keystone, Peter Klaunzer)
Anita Hugi, hier als neue Direktorin bei der Eröffnung der 55. Solothurner Filmtage, am 22. Januar 2020 in Solothurn.(Keystone, Peter Klaunzer)
Die Direktorin der Filmtage ist untragbar geworden. Weil sie autoritär führt. Angeblich. Tatsächlich aber, weil ihr der Präsident in den Rücken fiel.

Das durfte er, ja musste es tun. Wenn das Ziel der Filmtage darin besteht, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine basisdemokratisch sich selber organisierende Wohlfühloase zu bieten. Wenn sich die Filmtage als lokale Herzensangelegenheit verstehen. Wenn die Filmtage ihre jüngere Vergangenheit für ein Zukunftskonzept halten.

Bestechender Leistungsausweis

Vor zwei Jahren schien es, als wäre es anders und besser. Mit Anita Hugi wurde eine Direktorin von höchster Kompetenz gewählt. Erfahren, vernetzt, kreativ modern, ideenreich und durchsetzungsfähig. Was sie versprach, hielt sie. Als entschlossene Animatorin im Dienst der Sache und nicht als sanfte Moderatorin interner Personalquerelen.

Die Herausforderung, die Filmtage pandemiebedingt sowohl live als auch per Streaming zu organisieren, bestand sie mit Bravour. Sie baute eine mustergültige Website auf. Anita Hugi erweiterte die Filmtage nicht bloss in die Höhe und Breite, sondern vor allem in die Tiefe. Die Filmschaffenden waren des Lobes voll und protestieren jetzt fassungslos gegen die Abservierung der Direktorin.

Bedeutung zurückgewinnen

Starke Persönlichkeiten ecken an. Sie verweigern sich der gemütlichen Gangart aus der Überzeugung heraus, Veränderungen seien an der Zeit. Das trifft auf die Filmtage in einem existenznotwendigen Mass zu. Die Grundsatzfrage, welche Aufgaben die Filmtage morgen und übermorgen erfüllen wollen, braucht dringend Antworten. 

Nur so gewinnt die wichtigste Plattform des Schweizer Films – und nicht der Schweizer Partyszene – ihre einstige kulturelle und kulturpolitische Bedeutung in zeitgemässer Interpretation zurück. 

Vorbild neuer Schweizer Film

Das sind die Probleme hinter dem Krach. Er ist naturgesetzlich, weil reformerische und beharrende Kräfte aufeinanderprallen. Risikobereitschaft gegen Trottbedürfnis. 

Die Erinnerung, dass der neue Schweizer Film, den Solothurn 1966 engagiert zu fördern begann, ohne Wagnisfreude und ohne Querdenken niemals möglich gewesen wäre, müsste die Filmtage zum frischen Aufbruch antreiben.

Verheerender Personalentscheid

Doch der Solothurner Film-Präsident Thomas Geiser ist offenbar der Mentalität der Fussball-Präsidenten näher: Muckt die Mannschaft auf, fliegt der Trainer – allen berechtigen Vorschusslorbeeren und bewiesenen Qualitäten zum Trotz.

Zuvor vermittelte er, wo es nichts zu vermitteln gab. Gefühlig schon gar nicht. Es wäre geboten gewesen, Anita Hugi mit präsidialer Courage den Rücken zu stärken und ihr Team zur loyalen Zusammenarbeit zu motivieren. Alternativlos. In Übereinstimmung mit dem Leitbild der Trägergesellschaft. Das – nebenbei bemerkt – auch eine „transparente Informationspolitik“ verlangt. Davon kann bis heute keine Rede sein. 

Vielleicht nicht aus heimeliger Sicht, bestimmt indessen aus nationaler: Die Filmtage brauchen keine neue Direktorin, sondern einen neuen Präsidenten.

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