Das spanische Königspaar verleiht dem venezolanischen Lyriker, Essayisten und Regimekritiker Rafael Cadenas den Premio Miguel de Cervantes. Das offizielle Venezuela schweigt Cadenas tot.
Der Cervantes-Preis ist in der Spanisch sprechenden Welt die höchste literarische Auszeichnung und entspricht etwa dem Literaturnobelpreis. Cadenas ist in den letzten Jahren zum scharfen Kritiker der venezolanischen Machthaber Hugo Chávez und Nicolás Maduro geworden.
Der Cervantes-Preis war Cadenas im letzten November verliehen worden. Jetzt wurde ihm die Auszeichnung in der Universität der Stadt Alcalá de Henares bei Madrid von König Felipe VI. und Königin Letizia übergeben.
Als junger Kommunist kämpfte Cadenas gegen die Rechtsdiktatur von Marcos Pérez Jiménez (1952–1958) und wurde deshalb ins Gefängnis gesteckt. Die kommunistische Partei war damals ein Sammelbecken vieler venezolanischer Intellektueller, die sich gegen den folternden Diktator Pérez Jiménez auflehnten. Nach seiner Freilassung ging Cadenas nach Trinidad ins Exil und kehrte 1957 nach Venezuela zurück. Später schwor er dem Kommunismus ab. Chávez und Maduro macht er verantwortlich dafür, dass Venezuela verfällt.
Miguel de Cervantes Saavedra (1547–1616), nach dem die Auszeichnung benannt ist, gilt als spanischer Nationaldichter. Weltberühmt wurde er mit «Don Quijote».
Auf Deutsch liegt eine Auswahl von Cadenas Gedichten unter dem Titel «Klagelieder im Gepäck» vor (parasitenpresse, Köln, 2018)