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Italien

"Der Teufel trägt Prodi"

19. April 2013
Journal21
Neue Schlappe für die italienische Linke. Romano Prodi, seit Freitag früh Kandidat für das Staatspräsidium, verfehlt im 4. Wahlgang das nötige Mehr klar. Erobert jetzt eine Frau das höchste Amt im Staat?

"Il diavolo veste Prodi". Vorne rechts Laura Boldrini, Präsidentin der Abgeordnetenkammer. In der Mitte vorn Piero Grasso, Präsident des Senats.
"Il diavolo veste Prodi". Vorne rechts Laura Boldrini, Präsidentin der Abgeordnetenkammer. In der Mitte vorn Piero Grasso, Präsident des Senats.

Das Ergebnis ist eine weitere bittere Demütigung für Pierluigi Bersani, den Generalsekretär des sozialdemokratischen „Partito Democratico“ (PD). Er könnte in den nächsten Stunden seinen Rücktritt als Parteichef einreichen.

Bersani hatte nach seiner donnerstäglichen Schmach am frühen Freitagmorgen Prodi, den persönlichen Erzfeind von Berlusconi, zum Kandidaten der Linken erkoren.

Doch im 4. Wahlgang am Freitagabend erzielte Prodi, der zweimalige Ministerpräsident, das nötige absolute Mehr bei weitem nicht. Prodi kam auf über hundert Stimmen zu wenig, um Staatspräsident zu werden.

Linke Heckenschützen

Gegen Prodi stimmten nicht nur Berlusconis „Popolo della Libertà“ (Pdl) und die Lega Nord, sondern auch die Bürgerbewegung des bisherigen Ministerpräsidenten Mario Monti sowie die Protestbewegung „5 Sterne“ von Beppe Grillo.

Doch auch innerhalb der Linken gab es einige Heckenschützen, die gegen Prodi waren.

Immerhin gab es in der vornehmen Aula des Palazzo Montecitorio, wo die 1‘007 Wahlberechtigten einen Staatspräsidenten wählen sollen, auch humorvolle Szenen. In Anspielung an den amerikanischen Film „Der Teufel trägt Prada“ trat eine Abgeordnete der „5 Sterne“-Bewegung in einem T-Shirt auf. Darauf stand: „Der Teufel trägt Prodi.“

Vor allem für Berlusconi ist Prodi ein Teufel. Die beiden verbindet seit bald zwanzig Jahren eine innige persönliche Feindschaft. Prodi hatte Berlusconi zwei Mal aus dem Amt gefegt, was ihm der machtbewusste Erfolgsmensch Berlusconi nie verzieh.

Der linke Parteichef Bersani war am Donnerstag mit der Kandidatur des 80-jährigen früheren Senatspräsidenten Franco Marini kläglich gescheitert. Mit dieser Kandidatur machte sich Bersani innerhalb seiner eigenen Partei viele Feinde.

Wäre jetzt Prodi gewählt worden, wäre Bersanis schwer angeschlagenes Image immerhin einigermassen restauriert worden.

Demontage des linken Parteichefs

Doch jetzt erleidet der 63-jährige Bersani eine weitere schmerzliche Niederlage. Nach vier Wahlgängen ist es ihm nicht gelungen, einen eigenen Kandidaten durchzubringen.

Die Wahlen kommen einer langsamen Demontage Bersanis als Parteichef gleich. Matteo Renzi, der 38-jährige Bürgermeister von Florenz, reibt sich die Hände. Er hat Chancen, Bersani demnächst zu beerben und Parteichef zu werden. Denn mit Bersani wird die Linke Neuwahlen, die möglicherweise bald schon anstehen, wohl kaum gewinnen.

Eine Frau als Staatspräsidentin?

Wie weiter? Bersani wird jetzt möglicherweise den früheren Ministerpräsidenten Massimo D’Alema als nächsten linken Kandidaten vorschlagen. D’Alema hat Chancen, denn obwohl er früher ein feuriger Kommunist war, wird er von Berlusconi und seiner Partei geschätzt.

Mario Monti, der bisherige Ministerpräsident, hat am Freitag Anna Maria Cancellieri ins Spiel gebracht. Die bald 70-jährige Politologin und Innenministerin in der Regierung von Mario Monti, hat kaum Feinde.

Sie gilt als eine, die Brücken schlagen und Probleme lösen kann. Ihr Übername ist: „Löserin aller Probleme“. Sie gilt als unbestechlich, ehrlich und offen. Würde sie gewählt, hätte Italien erstmals eine Frau als Staatspräsidentin.

Bei den ersten drei Wahlgängen galt die Zwei-Drittels-Mehrheit. Ab dem vierten Wahlgang ist nur noch das absolute Mehr von 504 Stimmen nötig. Am Samstag findet der fünfte und vielleicht der sechste Wahlgang statt.

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