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Zweiter Weltkrieg

Der Kollaps

7. Mai 2020 , aktualisiert
Heiner Hug
(Bild: Ludovic Kennedy, War Papers, 1989/Journal21.ch)
(Bild: Ludovic Kennedy, War Papers, 1989/Journal21.ch)
Hitler erschiesst sich. Die deutsche Wehrmacht kapituliert. Vor 75 Jahren geht der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. Hunderttausende feiern in den Strassen.

London, 8. Mai 1945: Siegesfeiern
London, 8. Mai 1945: Siegesfeiern

Churchill schreibt in seinen Memoiren: „Die bedingungslose Kapitulation unserer Feinde war das Signal für den grössten Freudensausbruch in der Geschichte der Menschheit.“

Amerikanische Soldarten umarmen am 7. Mai 1945 auf dem Piccadilly Cirucus in London eine Passantin. (Bild: National Archive, Washington D.C., 531280)
Amerikanische Soldarten umarmen am 7. Mai 1945 auf dem Piccadilly Cirucus in London eine Passantin. (Bild: National Archive, Washington D.C., 531280)

Paris, 8. Mai 1945: Siegesfeier auf der Place de la Concorde, Friedenstauben (Foto: Keystone/Photopress-Archiv/Str)
Paris, 8. Mai 1945: Siegesfeier auf der Place de la Concorde, Friedenstauben (Foto: Keystone/Photopress-Archiv/Str)

Paris, 8. Mai 1945:
Paris, 8. Mai 1945:

Siegesfeier am 9. Mai in Moskau: Das Bild stammt vom SNB (Sowjetisches Nachrichtenbüro). Originaltext der Bildlegende: „Der Tag des Sieges über die faschistische deutsche Armee, der 9. Mai 1945, wird von der Moskauer Bevölkerung auf dem Roten Platz freudig gefeiert. “ (Bild: Deutsches Bundesarchiv 183-R89791)
Siegesfeier am 9. Mai in Moskau: Das Bild stammt vom SNB (Sowjetisches Nachrichtenbüro). Originaltext der Bildlegende: „Der Tag des Sieges über die faschistische deutsche Armee, der 9. Mai 1945, wird von der Moskauer Bevölkerung auf dem Roten Platz freudig gefeiert. “ (Bild: Deutsches Bundesarchiv 183-R89791)

In den letzten Wochen vor der deutschen Kapitulation überstürzten sich die Ereignisse. Blenden wir zurück. Das letzte Kriegsjahr begann schlecht für die Nazi-Deutschen.                          

                                             RÜCKBLENDE

Dezember 1944/Januar 1945: Die Ardennenoffensive

Nochmals wirft Hitler alles in die Schlacht. Es ist eine Verzweiflungsaktion, die er mit den meisten Militärs zunächst nicht abgesprochen hat. Am 16. Dezember 1944 starten die Deutschen in Belgien und Luxemburg ihre letzte grosse Offensive. Ziel war der für die Alliierten wichtige Hafen von Antwerpen.

Deutscher Panzer in den tiefverschneiten Ardennen (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J28683, Januar 1945, Jäkisch)
Deutscher Panzer in den tiefverschneiten Ardennen (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J28683, Januar 1945, Jäkisch)

Die Kämpfe finden bei teils schwerem Schneefall und eisigen Temperaturen statt. Den Deutschen fehlt schnell der Nachschub. Panzer bleiben im Schnee stecken, weil ihnen das Benzin ausgegangen war.

Ein deutscher Spähtrupp arbeitet sich durch einen tief verschneiten Wald. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J28642, Januar 1945, Rottensteiner)
Ein deutscher Spähtrupp arbeitet sich durch einen tief verschneiten Wald. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J28642, Januar 1945, Rottensteiner)

Die meisten deutschen Militärs sehen schon früh die Sinnlosigkeit dieser Kämpfe ein. Doch Hitler will nicht auf sie hören. Verblendet und stur wagt er ein letztes Aufbäumen. Doch die Amerikaner besitzen die Lufthoheit und besseres Material.

US-amerikanische Soldaten des 290 Reg. in der Nähe von Amonines, Belgien (Foto: PD)
US-amerikanische Soldaten des 290 Reg. in der Nähe von Amonines, Belgien (Foto: PD)

Am 25. Januar kapitulieren die Deutschen. Auf deutscher Seite starben 18’000 Mann; die Amerikaner verloren 20’000 Soldaten. Auf beiden Seiten wurden Zehntausende verletzt oder gerieten in Kriegsgefangenschaft.

Gefangene amerikanische Soldaten werden in ein Sammellager abgeführt. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, ??? Januar 1945, Büschel)
Gefangene amerikanische Soldaten werden in ein Sammellager abgeführt. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, ??? Januar 1945, Büschel)

Nach dem Scheitern der Ardennen-Offensive scheint das Schicksal Nazi-Deutschlands besiegelt zu sein. Doch die Kämpfe gehen noch drei Monate weiter.

                                                ***

  • 16. Januar: Die Royal Air Force bombardiert Magdeburg: 6’000 Menschen sterben.

Der nach einem britisch-amerikanischen Bombenangriff in Magedburg verschüttete 80-jährige Tischlermeister Wilhelm Ebert schreibt auf ein Brettchen: „Nun ist keine Rettung mehr. - Es brennt von oben runter und hier erstickt man. Der Opa - auf Wiedersehen“. Das Brett wurde später von seinen Angehörigen neben der Leiche des alten Mannes gefunden. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-D0114-0007-001, Januar 1945)
Der nach einem britisch-amerikanischen Bombenangriff in Magedburg verschüttete 80-jährige Tischlermeister Wilhelm Ebert schreibt auf ein Brettchen: „Nun ist keine Rettung mehr. - Es brennt von oben runter und hier erstickt man. Der Opa - auf Wiedersehen“. Das Brett wurde später von seinen Angehörigen neben der Leiche des alten Mannes gefunden. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-D0114-0007-001, Januar 1945)

17. Januar: Die Rote Armee befreit Warschau.

27. Januar: Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz

30. Januar: Ein sowjetisches U-Boot versenkt vor Pommern das deutsche Motorschiff Wilhelm Gustloff. Bis zu 9’000 Menschen kommen ums Leben. Es ist die verlustreichste Schiffskatastrophe in der Geschichte. An Bord befanden sich deutsche Zivilisten und Wehrmachtsangehörige aus Ostpreussen, die vor der vorrückenden Roten Armee flüchteten.

Plakat der NSDAP, Januar 1945 (Bild: Deutsches Bundesarchiv, Plak 003-029-061)
Plakat der NSDAP, Januar 1945 (Bild: Deutsches Bundesarchiv, Plak 003-029-061)


                                                 ***

1. Februar: Berlin wird zur Festung

Joseph Goebbels lässt rund um die Stadt Verteidigungsanlagen bauen. Der Bevölkerung wird befohlen, Strassensperren und Panzergräben zu bauen.

Bau von Verteidigungsanlagen und Strassensperren in Berlin (Bild: Deutsches Bundesarchiv)
Bau von Verteidigungsanlagen und Strassensperren in Berlin (Bild: Deutsches Bundesarchiv)

Berlin, Oranienstrasse am Moritzplatz nach dem alliierten Angriff am 3. Februar 1945 (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J31327)
Berlin, Oranienstrasse am Moritzplatz nach dem alliierten Angriff am 3. Februar 1945 (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J31327)

Auf der Krim treffen sich „Die grossen Drei“ zu einem Gipfeltreffen. Diskutiert wird dabei unter anderem die Zerstückelung Deutschlands nach dem Krieg. Ein definitiver Beschluss wird nicht gefasst.

                                                  ***

4. – 11. Februar: Konferenz von Jalta

Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin in Jalta im Februar 1945 (Bild: Keystone/Photopress-Archiv ?)
Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin in Jalta im Februar 1945 (Bild: Keystone/Photopress-Archiv ?)
  • 11. Februar: Die Rote Armee befreit Budapest.
     
  • 13.–15. Februar: Amerikanische und britische Bomber und Kampfflugzeuge bombardieren Dresden: 20’000 bis 25’000 Tote
     
  • 22./23. Februar: 3’500 Bomber und 3’000 Kampfflugzeuge der US Air Force und der RAF bombardieren Häfen, Bahnhöfe, Züge, Schiffe und Brücken.

                                                 ***

Ein Land in Trümmern

Berlin, die Stallschreiberstrasse nach einem alliierten Luftangriff (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J31345, Februar/März 1945)
Berlin, die Stallschreiberstrasse nach einem alliierten Luftangriff (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-J31345, Februar/März 1945)

Köln, Hohenzollernbrücke, dahinter der Dom, 1945 (Deutsches Bundesarchiv, B 145 Bild-P008041)
Köln, Hohenzollernbrücke, dahinter der Dom, 1945 (Deutsches Bundesarchiv, B 145 Bild-P008041)

                                                ***

7. März: Die Brücke von Remagen

Es war ein Glücksfall, wie Churchill schreibt. Unerwartet finden die Alliierten die Rhein-Brücke von Remagen bei Bonn passierbar vor. Zwar hatten die Deutschen alle Rheinbrücken gesprengt, um ein Vorrücken der Alliierten zu verhindern. Auch die Eisenbahnbrücke von Remagen  griffen sie mit Bombern, Tauchern und V-2-Raketen an. Doch die 325 Meter lange Brücke hielt vorerst stand.

Das erlaubt den amerikanischen und britischen Soldaten erstmals den Rhein zu überqueren. Tausende alliierte Soldaten bilden am Ostufer des Flusses einen Brückenkopf und dringen dann ins Innere Deutschlands vor.

Amerikanische Soldaten auf der beschädigten Brücke von Remagen, zwischen dem 8. und 10. März (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 173-0422, Helmut J. Wolf)
Amerikanische Soldaten auf der beschädigten Brücke von Remagen, zwischen dem 8. und 10. März (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 173-0422, Helmut J. Wolf)

Zehn Tage nach der Eroberung der Brücke durch die Alliierten stürtzte sie ein. (Bild: PD)
Zehn Tage nach der Eroberung der Brücke durch die Alliierten stürtzte sie ein. (Bild: PD)

17. März: Koblenz fällt

Amerikanische Soldaten nach der Einnahme von Koblenz. Im Bild die Kastorpfaffenstrasse (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 146-1970-088-30)
Amerikanische Soldaten nach der Einnahme von Koblenz. Im Bild die Kastorpfaffenstrasse (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 146-1970-088-30)
  • 22. März Hildesheim zerstört.

Anfang April besucht Hitler in Begleitung von Hermann Göring (Mitte) eine Truppeneinheit der deutschen Wehrmacht. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-1983-0331-500)
Anfang April besucht Hitler in Begleitung von Hermann Göring (Mitte) eine Truppeneinheit der deutschen Wehrmacht. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-1983-0331-500)
  • 11. April: Befreiung der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora
     
  • 12. April: Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt stirbt. Nachfolger wird der bisherige Vizepräsident Harry S. Truman.
     
  • 15. April: Befreiung des KZ Bergen-Belsen

Frankfurt/Main: Passanten gehen an gefallenen, deutschen Soldaten vorbei. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 146-1971-054-23)
Frankfurt/Main: Passanten gehen an gefallenen, deutschen Soldaten vorbei. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 146-1971-054-23)
  • 23. April: Beginn der Schlacht um Berlin
     
  • 23. April: Befreiung des KZ Sachsenhausen
     
  • 23. April: Befreiung des KZ Flossenbürg

                                                  ***

25. April: Begegnung in Torgau

Die von Westen her vorrückenden amerikanischen und die von Osten her kommenden sowjetischen Soldaten treffen sich an der Elbe in Torgau in Sachsen. Diese erste Begegnung findet auf einer Wiese inmitten getöteter Zivilisten statt.

Das berühmte Foto ist gestellt. Amerikanische und sowjetische Soldaten sind sich schon einige Stunden früher begegnet. Für die Fotografen reichten sie sich dann erneut die Hände. Ein weiteres Propagandabild wird am 27. April aufgenommen. (Bild: Keystone/Str)
Das berühmte Foto ist gestellt. Amerikanische und sowjetische Soldaten sind sich schon einige Stunden früher begegnet. Für die Fotografen reichten sie sich dann erneut die Hände. Ein weiteres Propagandabild wird am 27. April aufgenommen. (Bild: Keystone/Str)

Das Bild entstand nach der ersten Begegnung: Amerikanische und sowjetische Soldaten Arm in Arm in den Strassen von Torgau (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-1985-0531—314)
Das Bild entstand nach der ersten Begegnung: Amerikanische und sowjetische Soldaten Arm in Arm in den Strassen von Torgau (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-1985-0531—314)

                                                ***

  • 28. April: Am Comersee wird Benito Mussolini erschossen.

Eines der letzen Bilder des lebenden Hitlers. Er besichtigt den zerstörten Führerbunker (Bild: ?)
Eines der letzen Bilder des lebenden Hitlers. Er besichtigt den zerstörten Führerbunker (Bild: ?)
  • 29. April: Hitler verfasst sein „politisches Testament“. Darin ernennt er Grossadmiral Karl Dönitz zum Reichspräsidenten und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Joseph Goebbels wird zum Reichskanzler bestimmt.

Hitler empfängt im Führerbunker kurz vor seinem Suizid den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-V00538-3, April 1945)
Hitler empfängt im Führerbunker kurz vor seinem Suizid den Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-V00538-3, April 1945)
  • 29. April: Hitler heiratet Eva Braun im Führerbunker. Goebbels ist Trauzeuge.
     
  • 29. April: Befreiung des KZ Dachau
     
  • Ende April: Befreiung des KZ Neuengamme
     
  • 30. April: Befreiung des KZ Ravensbrück

                                                   ***

30. April: Die Sowjet-Flagge auf dem Reichstag

Die Rote Armee hisst auf dem Reichstagsgebäude in Berlin die Rote Fahne. Das Bild des Fotografen Jewgeni Chaldei ist zur Ikone geworden und symbolisiert den Zusammenbruch von Nazi-Deutschland. Die Sowjets wussten um die Macht der Bilder.

Um die Entstehung des Fotos kreisen zahlreiche Mythen. Bereits vor der Aufnahme dieses Bildes sollen sowjetische Flaggen auf dem Reichstag gehisst worden sein. Sicher ist, dass das berühmt gewordene Bild nachgestellt und erst am 2. Mai entstand. Nicht restlos geklärt ist, wieweit es retouchiert worden ist. Der Rauch im Hintergrund wurde offenbar schwarz eingefärbt, um die Szene zu dramatisieren. (Bild: mil.ru, минобороны.рф), Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation)
Um die Entstehung des Fotos kreisen zahlreiche Mythen. Bereits vor der Aufnahme dieses Bildes sollen sowjetische Flaggen auf dem Reichstag gehisst worden sein. Sicher ist, dass das berühmt gewordene Bild nachgestellt und erst am 2. Mai entstand. Nicht restlos geklärt ist, wieweit es retouchiert worden ist. Der Rauch im Hintergrund wurde offenbar schwarz eingefärbt, um die Szene zu dramatisieren. (Bild: mil.ru, минобороны.рф), Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation)


                                                 ***

30. April: Hitler begeht Suizid

Churchill beschreibt Hitlers Suizid in seinen Memoiren so:

„Der Tag begann mit Routinearbeiten im Luftschutzkeller der Reichskanzlei; später traf dann die Nachricht vom Ende Mussolinis ein. Das war ein Menetekel. Am 30. nahmen Hitler und seine Umgebung noch ruhig das Mittagessen ein; dann gab er allen Anwesenden die Hand und zog sich in sein Zimmer zurück. Um halb vier Uhr fiel ein Schuss. Man betrat sein Zimmer und fand ihn auf dem Sofa liegen. Er hatte sich eine Kugel in den Mund gejagt; neben ihm lagen der Revolver und die Leiche Eva Brauns, die er noch in den letzten Tagen in aller Heimlichkeit geheiratet hatte. Sie hatte Gift genommen. Man brachte die Toten in den Hof, wo man sie verbrannte.“

(Bild: Journal21.ch)
(Bild: Journal21.ch)

Ein britischer (?) Soldat raucht nach geschlagener Schlacht im zerstörten Führerbunker eine Zigarette. (Foto: Keystone)
Ein britischer (?) Soldat raucht nach geschlagener Schlacht im zerstörten Führerbunker eine Zigarette. (Foto: Keystone)

Sowjetische Soldaten zeigen die Stelle, wo Hitler verbrannt wurde. (Foto: Keystone)
Sowjetische Soldaten zeigen die Stelle, wo Hitler verbrannt wurde. (Foto: Keystone)

Sowjetische Soldaten feiern singend ihren Sieg und das Ende der Kämpfe. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-R83727, Mai 1945)
Sowjetische Soldaten feiern singend ihren Sieg und das Ende der Kämpfe. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-R83727, Mai 1945)

Sowjetische Soldaten auf der Berliner Charlottenburger Chaussee vor der Siegessäule (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-R83727, Mai 1945)
Sowjetische Soldaten auf der Berliner Charlottenburger Chaussee vor der Siegessäule (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-R83727, Mai 1945)

1. Mai Admiral Dönitz ruft dazu auf, den Krieg im Osten fortzusetzen.

1. Mai: Goebbels Ende

Propagandaminister Joseph Goebbels und seine Frau Magda töten im Führerbunker ihre sechs Kinder mit Zyankali und nehmen – laut verschiedenen Quellen – anschliessend selbst Zyankali. Laut Churchill soll Goebbels einer SS-Wache befohlen haben, ihn und seine Frau zu erschiessen.

Familienporträt Goebbels: Mitte Magda Goebbels, Joseph Goebbels mit ihren sechs Kindern Helga, Hildegard, Helmut, Hedwig, Holdine und Heidrun. Dahinter Harald Quandt in der Uniform eines Feldwebels der Luftwaffe. Das Bild stammt aus den Jahren 1940/1942. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 146-1978-086-03)
Familienporträt Goebbels: Mitte Magda Goebbels, Joseph Goebbels mit ihren sechs Kindern Helga, Hildegard, Helmut, Hedwig, Holdine und Heidrun. Dahinter Harald Quandt in der Uniform eines Feldwebels der Luftwaffe. Das Bild stammt aus den Jahren 1940/1942. (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 146-1978-086-03)
  • 5. Mai: Befreiung des KZ Mauthausen (inkl. Gusen)
     
  • 6. Mai Berlin wird von den Sowjets vollständig eingenommen.

                                                  ***

7./8. Mai: Bedingungslose Kapitulation

Dönitz will Zeit gewinnen und die deutschen Soldaten aus dem sowjetischen Machtbereich nach Deutschland zurückholen. Er versucht mit Eisenhower einen separaten Waffenstillstand mit den Westalliierten zu schliessen. Dazu schickt er am 6. Mai Generaloberst Jodl ins amerikanische Hauptquartier in Reims zu General Eisenhower. Dieser lehnt einen Separatfrieden ab und verlangt die totale, bedingungslose Kapitulation.

Jodl schreibt darauf an Dönitz:

„General Eisenhower besteht darauf, dass wir heute unterzeichnen. ... Ich sehe keinen anderen Ausweg: Unterzeichnen oder Chaos. Bitte bestätigen Sie mir unverzüglich durch Funk, dass ich zur Unterzeichnung der Kapitulation bevollmächtigt bin.“

Dönitz bestätigt. Jodl unterzeichnet am 7. Mai um 02:41 Uhr.

Generaloberst Alfred Jodl am 7. Mai 1945 in Reims vor der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde. Links General Wilhelm Oxenius; rechts Admiral Hans-Georg von Friedeburg. Jodl wird im Nürnberber Prozess zum Tode verurteilt und gehängt.  (Bild: Keystone/Photopress-Archiv/Str)
Generaloberst Alfred Jodl am 7. Mai 1945 in Reims vor der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde. Links General Wilhelm Oxenius; rechts Admiral Hans-Georg von Friedeburg. Jodl wird im Nürnberber Prozess zum Tode verurteilt und gehängt. (Bild: Keystone/Photopress-Archiv/Str)

Danach tritt die Kapitulation der Wehrmacht und aller Teilstreitkräfte am 8. Mai um 23.01 Uhr MEZ in Kraft (0:01 Uhr deutsche Sommerzeit).

8. Mai: In Europa und den USA gehen Hunderttausende auf die Strasse und feiern den VE-Day, den Victory in Europe Day.

8. Mai: Dönitz verkündet über den Flensburger Radiosender die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht.

9. Mai: In Berlin-Karlshorst wird am Sitz des Oberkommandierenden der Roten Armee in Deutschland, Georgi K. Schukow, ein weiteres Kapitulationsdokument unterzeichnet, und zwar von Wilhelm Keitel, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht sowie den Oberbefehlshabern von Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine.

Wilhelm Keitel unterzeichnet im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Keitel wird im Nürnberger Prozess für schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt. (Bild: PD)
Wilhelm Keitel unterzeichnet im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht. Keitel wird im Nürnberger Prozess für schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt. (Bild: PD)

Für das sowjetische Oberkommando unterzeichnete Marschall Schukow.

Marschall G. K. Shukow unterzeichnet als Vertreter des Oberkommandos der Roten Arnee die Kapitulationsurkunde. Links neben Shukow: der stell vertretende sowjetische Aussenminister A. J. Wyschinskij, rechts Armeegeneral W. D. Sokolowski (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 8. Mai 1945)
Marschall G. K. Shukow unterzeichnet als Vertreter des Oberkommandos der Roten Arnee die Kapitulationsurkunde. Links neben Shukow: der stell vertretende sowjetische Aussenminister A. J. Wyschinskij, rechts Armeegeneral W. D. Sokolowski (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 8. Mai 1945)

Durch die Zeitverschiebung tritt die Kapitulation erst am 9. Mai Moskauer Zeit in Kraft. Deshalb feierte die Sowjetunion und Russland heute den 9. Mai als „Tag des Sieges“ und Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa.

  • 9. Mai: Befreiung des KZ Stutthof

                                                 ***
Danach

Die ersten Nachkriegstage: Eine Frau sitzt in Berlim auf einem Klappstuhl inmitten von Trümmern und liest. Im Hintergrund die Marienkirche (Bild: DEutsches Bundesarchiv, 183-M1015-325, 1945, Otto Donath)
Die ersten Nachkriegstage: Eine Frau sitzt in Berlim auf einem Klappstuhl inmitten von Trümmern und liest. Im Hintergrund die Marienkirche (Bild: DEutsches Bundesarchiv, 183-M1015-325, 1945, Otto Donath)

Berlin-Wilmersdorf in den ersten Nachkriegstagen: Warteschlage an einer Ausgabestelle für Frischmilch (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-S74008)
Berlin-Wilmersdorf in den ersten Nachkriegstagen: Warteschlage an einer Ausgabestelle für Frischmilch (Bild: Deutsches Bundesarchiv, 183-S74008)
  • 21. Mai: Heinrich Himmler, der zweitmächtigste Mann im Nazi-Staat und Hauptverantwortlicher für den Holocaust, wird in Meinstedt in Niedersachsen von den Briten festgenommen. Am 23. Mai beisst er im Verhörzimmer in Lüneburg auf eine Zyankali-Kapsel.

                                                ***

17. Juli – 2. August: Konferenz von Potsdam

Im Schloss Cecilienhof bei Potsdam findet die Potsdamer Konferenz statt. Offiziell heisst sie: „Dreimächtekonferenz von Berlin“. Auf britischer Seite nimmt zunächst Winston Churchill teil.

Churchill in Potsdam (Bild:)
Churchill in Potsdam (Bild:)

Nach der Wahlniederlage seiner Konservativen Partei am 3. Juli wird er ersetzt durch den neuen Premierminister Clement Attlee.

Atlee, Roosevelt, Stalin in Potsdam (Bild: Deutsches Bundesarchiv)
Atlee, Roosevelt, Stalin in Potsdam (Bild: Deutsches Bundesarchiv)

An der Potsdamer Konferenz wird unter anderem Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt.

                                                    ***

Nach der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen wird in Asien weitergekämpft. Am 6. und 9. August fallen die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Am 2. September 1945 unterzeichnet Japan die Kapitulationsurkunde. Damit geht der Zweite Weltkrieg auch in Asien zu Ende. Er hat je nach Quelle zwischen 55 und 66 Millionen Todesopfer gefordert. Rechnet man jene Opfer dazu, die nach dem Ende der Kampfhandlungen als Folge des Krieges starben, so kommt man auf bis 80 Millionen Tote.

Der zweite Weltkrieg gilt als die blutigste militärische Auseinandersetzung in der Geschichte der Menschheit.

Literatur:

  • Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Alfred Scherz Verlag Bern, 1954
  • Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen, Band 2, Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung, C.H. Beck, 2009
  • Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011
  • Ian Kershaw: Höllensturz. Europa 1914–1949. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2016
  • Rolf-Dieter Müller: Hitlers Wehrmacht 1935 bis 1945 (Bd. 4). Oldenbourg, München 2012
  • Deutsches Bundesarchiv, Koblenz
  • Ludovic Kennedy, War Papers, 1989
  • Nikolaus Wachsmann: „Kl – Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager“. Siedler, München, 2016
  • Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss: „Enzyklopädie des Nationalsozialismus“. Klett-Cotta, Stuttgart, 2007 (überarbeitete Ausgabe von 1997)

Siehe auch:
Journal21: KZ-Gedenkfeiern abgesagt
Journal21: Odyssee einer Leiche
Journal21: Instrumentalisierter Feuersturm

 

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