Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Kommentar21

Denkmalsturz

3. März 2013

Wie dysfunktional Washingtons Politikbetrieb ist, wissen Amerikaner längst. Trotzdem schaffen es die Akteure der Hauptstadt immer von neuem, die desillusionierte Öffentlichkeit zu überraschen. Das war jüngst der Fall, wobei zur Abwechslung kein Politiker, sondern ein Journalist die Hauptrolle spielte. Bob Woodward, der bei Watergate als Reporter der „Washington Post“ zusammen mit Carl Bernstein Präsident Richard Nixon gestürzt hatte, gab in der Farce den eingebildeten Kranken, dem ein hochrangiger Mitarbeiter des Weissen Hauses in einem Mail an den Karren gefahren war. Er fühle sich irgendwie bedroht, liess Woodward die Medien wissen, und ganz Washington begann aufgeregt zu tweeten, wie genau der Begriff „regret“ (bedauern) nun zu interpretieren sei. Auslöser des Sturms im Wasserglas war ein Meinungsbeitrag, in dem der 70-jährige Autor Präsident Barack Obama vorwarf, die automatischen Budgetkürzungen („sequester“) initiiert zu haben, die am Wochenende in den USA in Kraft getreten sind. Diese Einschätzung erzürnte das Weisse Haus, und es folgten ein hitziges Telefonat zwischen dem Verfasser und Obamas Berater Gene Sperling sowie ein E-Mail, in dem Sperling Woodward mitteilte, er dürfte seine Einschätzung der Sparübung eines Tages „bedauern“. Statt ausführlicher über den „sequester“ zu berichten, laut dem die US-Regierung bis September erst einmal 85 Milliarden Dollar einsparen muss, fokussierten die Medien auf das Schattenboxen zwischen Woodward und dem Weissen Haus. Bob Woodward, nicht frei von Eitelkeit, war in aller Munde, das Spardiktat, das die ganze Nation betrifft, schien plötzlich sekundär. Woodwards empfindliche Reaktion gibt all jenen Recht, die in ihm keine journalistische Legende mehr sehen, sondern eine alternde Diva, die das Rampenlicht vermisst. (Ignaz Staub)

Letzte Artikel

Musk demaskiert. Das Internet als Herrschaftsinstrument

Ali Sadrzadeh 5. Dezember 2025

Wie weiter mit dem Klimaschutz?

Jörg Hofstetter 5. Dezember 2025

Der Papst und der Patriarch von Istanbul in Nizäa – Nur der Kaiser fehlte

Erwin Koller 4. Dezember 2025

EU berechenbarer als USA

Martin Gollmer 4. Dezember 2025

Dröhnendes Schweigen um Venezuela

Erich Gysling 1. Dezember 2025

Spiegel der Gesellschaft im Wandel

Werner Seitz 1. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.