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Kommentar 21

Das System Macron unter Druck

3. September 2018
Ulrich Meister
Neoliberalismus ohne Inhalt: Das Wunderkind ist nach 15 Monaten gestorben.

Der „kommunistische“ Schriftsteller Bertolt Brecht hat seinem kommunistischen DDR-Regime seinerzeit  vorgeschlagen, es solle sich doch ein anderes Volk wählen, wenn es mit dem jetzigen – nach den Aufständen – nicht mehr zufrieden sei. Präsident Macron hat in Dänemark, vor der Monarchin, bedauert, dass die Franzosen – er nannte sie die Gallier – im Gegensatz zu den lutheranischen (!) Dänen, gegen  Reformen, respektive Wechsel, widerspenstig seien. Er hatte die französische Revolution vergessen, die Europa positiv und negativ umgekrempelt hat, den Mai 1968 auch, da es sich um Ereignisse handelt, die dem Musterschüler fremd sind, da er sie nicht in sein harmonisches, aber autoritäres Weltbild einzwingen kann – so wie das „Heidengeld", das man für die Krankenkassen ausgebe. Das Élysée sprach von gewolltem „Humor“, aber da der Präsident keinen hat, ist das wenig glaubhaft.

Das Schlimmste: die eigene politische Familie ist heute gegen Macron oder glaubt jedenfalls nicht mehr an sein Charisma, die sozialen und politischen Differenzen so übertünchen  zu können. Das Wunderkind ist nach 15 Monaten gestorben. Angetreten mit dem Slogan „weder links noch rechts“, der in Frankreich vor ihm noch nie verfangen hatte – ein mentales Erbe der Revolution – beweist er angesichts ausstehender Ergebnisse einmal mehr seine Ohnmacht. Und dann die Kindsmörder: Noch nie hat eine Rechtsregierung sofort die Kritik des Unternehmerverbandes, der sich in Frankreich als zweite Regierung versteht, einstecken müssen – und dies trotz aller „Geschenke“ Macrons. Zudem hat Macron unter Anklagen gegen seinen Leibwächter zu leiden.

Das innenpolitische Grossereignis dagegen hat Macron direkt getroffen: Er erfuhr wie jeder gewöhnliche Bürger am frühen Morgen über das Radio, dass der Umwelt- und Energieminister Nicolas Hulot demissionierte. Hulot war der populärste Minister der Regierung – und ein typisches Opfer des Systems von Macron, das Widersprüche und Widerstände diskret entsorgt. Gleichzeitig (das Lieblingswort des Präsidenten) brachte er den Namen von Cohn-Bendit als Nachfolger ins Gespräch. Ein neues Mätzchen von Macron. Der „rote Danny von 1968“ zierte sich vor Redaktionsschluss noch wie eine Jungfrau.

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