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Sprach-Akrobatik

„Das sind Tiere“

18. Mai 2018
Urs Meier
Über Trumps Sprachgebrauch kann man sich immer wieder wundern.

„We’re taking people out of the country. You wouldn’t believe how bad these people are. These aren’t people – these are animals.“ Dies hat Donald Trump bei einem Treffen mit Republikanern am 16. Mai im Weissen Haus zum Thema der illegalen Immigration gesagt. Die Ansprache ist bei CNN dokumentiert.

Trumps Wortwahl ist bemerkenswert. Zuerst dies: „Ihr würdet nicht glauben, wie schlecht diese Menschen sind.“ Der Satz formuliert ein moralisches Pauschalurteil, was an sich schon jeder Vernunft widerspricht. Moralische Urteile über Menschen können nicht kollektiv verhängt werden. Eine Sprache, die sich über diese Regel hinwegsetzt, hat sich von der Vernunft gelöst. Ist sie einmal so entfesselt, kann sie ungestraft alles sagen. Sie anerkennt keine kontrollierende Instanz und stellt sich keinem Einspruch. Trumps Redeweise bewegt sich ausserhalb von Gravitation und Reibung der realen Welt.

Neben der Achtlosigkeit für die Regeln der Argumentation zeigt der zitierte Satz auch Trumps Masslosigkeit. Er findet die Einwanderer nicht bloss „schlecht“, sondern so extrem schlecht, dass man es nicht glauben kann. In seiner Rhetorik sind Dinge entweder „great“ oder „a disaster“; dazwischen gibt es nichts. Trump kann nicht abmessen oder abwägen. Tiefes Schwarz und strahlendes Weiss sind seine einzigen Kriterien. Ob er mit dieser rhetorischen Strategie nur der Aufnahmefähigkeit seiner Anhänger und des für ihn wichtigen Teils der US-Medien Rechnung trägt oder ob er auch selber so denkt, spielt keine Rolle: Diese Sprache ist Gefäss und Wahrnehmungsorgan seiner Politik.

Ein Hammer aber ist dann der folgende Satz: „Dies sind keine Menschen – dies sind Tiere.“ Weil Trump ja nicht nachdenkt, ist er sich vermutlich nicht bewusst, dass er sich mit dieser Aussage auf genau den Pfad begibt, der in der Geschichte immer wieder zu menschenverachtenden und mörderischen Exzessen geführt hat. Menschen zu Tieren zu erklären, hat immer in der Konsequenz deren Ermordung legitimiert. Trump jedoch spielt mit dieser rhetorischen Massenvernichtungswaffe ganz einfach deshalb, weil sie seinen Anhängern gefällt.

Der amerikanische Präsident lebt in einer Welt ohne Regeln und Widerstände. Twittert er innert Stunden gegenteilige Meinungen und Behauptungen, so erkennt er darin kein Problem. Was nicht in sein jeweils gerade erwünschtes Schema passt, kanzelt er als „Fake News“ ab. Trumps Sprache ist für ihn das Instrument zur Befriedigung seiner Bedürfnisse. Sie ist an nichts anderes gebunden, insbesondere nicht an Vernunft oder gar Humanität.

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