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UBS

Das grosse Rausschmeissen

30. Oktober 2012
René Zeyer
Rund 10’000 Mitarbeiter will die schrumpfende Grossbank in den nächsten drei Jahren entlassen. Gelegenheit für eine Bilanz des Versagens.

Diesen Juni feierte die UBS ihr stolzes 150-Jahre-Jubiläum, allerdings eher leise. In Wirklichkeit entstand die Bank erst 1998, als der Schweizerische Bankverein (SBV) die damalige Schweizerische Bankgesellschaft kaperte. Kapitän Marcel Ospel hatte grosse Pläne. Obwohl er mit ähnlichen Akquisitionen schon den SBV ins Schlingern gebracht hatte, kaufte im Jahre 2000 unter seinem Kommando die UBS den US-Broker Paine Webber für 20 Milliarden Dollar. Das Desaster nahm seinen Lauf.

Gehalt für Verluste

Zwei Zahlen genügen für die Beschreibung der grössten Fehlinvestition in der Geschichte des Schweizer Bankwesens. Alleine in den fünf Jahren bis Ende 2010 fuhr die UBS-Investmentbank einen kumulierten Verlust von 44,8 Milliarden Dollar ein. Für diese Spitzenleistung kassierten die angelsächsischen Banker 34 Milliarden Dollar. Es dauerte dann noch weitere zwei Jahre, inklusive Amtszeit Oswald Grübel, bis die UBS die überfällige Konsequenz aus einem völlig gescheiterten Geschäftsmodell zog. Denn der Aberwitz dauerte ja an.

Viel Aufwand, kaum Ertrag

Weitere Zahlen aus der Gegenwart. Im 2. Quartal 2012 fabrizierten rund 16 500 UBS-Investmentbanker einen Vorsteuerverlust von 130 Millionen Franken. Weitere 16 000 Angestellte im US-Wealth Management erwirtschafteten einen schlappen Quartalsgewinn von 211 Millionen; Bilanz des Wirkens von über 32 000 UBSlern: 81 Millionen Franken Vorsteuergewinn. Währenddessen holten nur 11 000 Mitarbeiter in der Schweiz einen Gewinn von knapp 400 Millionen Franken rein, ergänzt durch Wealth Management Schweiz und international (15 500 Mitarbeiter) von 500 Millionen Vorsteuergewinn. Frage: Wieso braucht eine Bank 12 Jahre, um einzusehen, was jedem finanztechnischen Laien sofort einleuchtet? Investmentbanking ist für die Katz.

Verlust, Verlust, Verlust

Auch im Dritten Quartal 2012 schreibt die UBS einen Reinverlust von 2.17 Milliarden Franken, die Aussichten für das Vierte Quartal sind nicht viel besser. Es ist also weiterhin Feuer im Dach. Natürlich ist diese Entlassungswelle mit weiteren Zusatzkosten verbunden, die zuerst anfallen, bevor dann anschliessend Sparmassnahmen greifen. Gleichzeitig wird natürlich ein Hauen und Stechen losgehen. Denn es wäre blauäugig anzunehmen, dass dieser Stellenabbau nur auf Kosten von kampferprobten angelsächsischen Investmentbankern gehe. Denn wie bei der Credit Suisse haben die längst die Macht in der ehemaligen Schweizer Traditionsbank übernommen. Und by the way, viele Prozesse mit potenziellen Multimillionenzahlungen in den USA sind noch längst nicht ausgestanden.

Das Schweizer Viertel

Rund 2500 Stellen sollen in der Schweiz wegfallen. Eigentlich schon im Ansatz absurd, denn das Schweizer Geschäft hält und hielt die UBS in den letzten Jahren über Wasser. Noch absurder ist, dass dieser Abbau vor allem im IT-Bereich erfolgen soll. Dabei sind die elektronischen Plattformen, wie nicht nur unzählige Daten-CDs beweisen, die Achillesferse jeder modernen Grossbank. Sie dienen dazu, heikle Kundeninformationen zu schützen und den Überblick im rasanten globalen Banking zu behalten, Stichwort Value at Risk. Ausgerechnet dort zu sparen ist etwa so sinnvoll, wie wenn ein Flugzeugkapitän mitten im Unwetter einen Teil seiner Instrumente abschaltet.

Anhaltender Realitätsverlust

Langsam und viel zu spät will also das neue Duo Ermotti und Weber das Steuer herumreissen. Das wäre eigentlich der Moment, ein klares Wort zu einer gescheiterten Geschäftspolitik zu sagen, die die UBS mehr als einmal an den Rand des Abgrunds führte. In den sie gefallen wäre, wenn sie nicht die Schweizer Regierung notfallmässig gerettet hätte. Aber wie verkauft das Ermotti? Nun, so: «Heute haben wir die Chance, bei der Transformation unseres Unternehmens das Tempo zu erhöhen. Diese Ausgangslage ist einzigartig und wird es uns ermöglichen, das volle Potenzial unserer Marktposition auszuschöpfen.» Beängstigend, welche Wortblasen sich der CEO einer schlingernden Bank von seiner Corporate Communication aufpumpen lässt.

Das Duo infernale

In der gewohnten Arbeitsteilung wird als nächste die Credit Suisse, im Kielwasser der Ankündigung der UBS schwimmend, «das volle Potenzial» ausschöpfen. Bei der CS ist die Ausgangslage noch klarer. Ihr CEO Brady Dougan ist, wie Ermotti übrigens auch, selbst Investmentbanker. Und wird die good bad News gleich auf Englisch verkünden, ganz in der Tradition des «fine Swiss Banking at its best». Schweizer Werte, Swissness, typisch eidgenössisch halt.

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